Wie Robert Soko, der Protagonist dieses Filmes von Sergej Kreso, Balkan-Musik und Rock-Pop zum Balkanrock zusammenmixt, so mixt und montiert der Dokumentarist aus seinem Material ein fesselndes Biopic mit einem irren Flow sowohl auf der Bild- als auch auf der Tonspur. Ein vielschichtiges Porträt über diesen DJ, der inzwischen mehr ist als das.
Als Taxifahrer fängt Soko nach seiner Migration aus Bosnien nach Berlin an. Das Taxi ist sein Tonstudio, in dem er die Bänder mischt; seine Fahrgäste sind sein Testpublikum. Der Film ist ein Footage-Wirbel, der von Berlin aus zurück zum Balkan geht, Familiengeschichte von Kreso einbringt, vor allem im Gespräch mit dessen Mutter, die wiederum Einblicke in die Folgen des Balkankrieges gibt.
Kreso folgt den Flüchtingen, sie säumen die Straßen. Der berühmte Berg zwischen Bosnien und Kroatien kommt vor, das „Game“ von dem die Flüchtlinge als letzter Hürde vor dem Erreichen des EU-Bodens sprechen, wie schon im Film Shadow Game, wo der Begriff sogar im Titel erscheint.
Der Wirbel im Film weitet sich aus. Um 2010 sei seine beste Zeit als DJ gewesen; aber es habe angefangen, ihn zu langweilen. Kreso braucht Inspiration; aber er muss auch seine Frau und sein Töchterchen ernähren. Hier gibt es familiäre Einblicke, ein Sprachenproblem zwischen seiner algerienstämmigen Frau, die mit dem Töchterchen nur arabisch sprich, fünf Sprachen kommen in dem Haushalt vor.
Der Wirbel weitet sich aus nach Marseille ins Migrantenmilieu und von der Balkanroute wieder nach Berlin. Kreso sammelt Talente auf und wenn sie das Game geschafft haben, werden sie bei ihm kreativ. Nicht jeder ist bereit, in einer neuen Produktion das Wort Alkohol als Running Gag in einen Song einzubauen.
Der Film gibt einen verführerischen Einblick in eine Multikulti-Musikszene, in der jeder einzelne Musiker von einem ganz besonderen Schicksal zu berichten hat mit je ganz eigenem kulturellen Hintergrund, alle aber mit Verlust der Heimat und dabei, mit diesem kulturellen Recycling durch Robert Soko, neue Heimat zu schaffen, neuen, lebenswerten Raum.
Aber auch hier muss Abgrenzung sein; das zeigt symbolisch ein gemeinsames Cous-Cous-Essen, bei dem alle aus der einen großen Platte essen – schön säuberlich lassen sie kleine Grenzwälle stehen, damit keiner des anderen Essen berührt.