Das Haus

Horror 2029

Die künstliche Intelligenz und die Vernetzung sind deutlich weiter fortgeschritten als heute. Das titelgebende Haus entwickelt Eigenleben. Es ist ein Haus auf einer einsamen Insel irgendwo im Norden.

Das Boot, was sich über das Wasser in der abgelegenen Gegend dem Haus nähert, ist ein autonomes Wassertaxi. Es reagiert auf Zuruf. Die beiden Passagiere mit kleinem Gepäck sind Johann Hellström (Tobias Moretti) und Lucia Hellström (Valery Tscheplan).

Ausgiebig zeigt und mit enormem Faible fürs Styling Rick Ostermann (Wolfskinder), der mit Patrick Brunken auch das Drehbuch geschrieben hat nach einer Kurzgeschichte von Dirk Kurbjuweit, die Räume, die wie spontan individuelles Eigenleben entwickeln und sich auf die Bewohner einstellen.

In der exzellenten Regie mit einer ebensolchen Auswahl an Schauspielern werden die Innenräume zu großartigen Theaterräumen. Ein Optikelement, das die Leinwand vibrierend füllt.

Zu erfahren ist, dass Moretti, der immer mehr zum faszinierenden Leinwandtypen wird, ein Recherchejournalist war, der unangenehme Dinge aufgedeckt hat und jetzt von seinem schmierigen Verleger (Hans-Jochen Wagner) rausgeschmissen und mit Schreibverbot belegt worden ist.

Zwei Gestrandete in einer Art Huis-Clos, der die Geschichte der beiden offenbar bestens kennt. Der mit großen Glasfassaden versehene, niedrige, aber doch mehrschichtig angelegte Bungalow scheint aus den Besitzständen von Lucia zu kommen.

Hellström betont immer wieder, dass die IT im Haus einen geschlossenen Kreislauf habe. Was den Thrill nicht mindert; denn Kontakte über die modernen Kommunikationsmittel nach draußen sind möglich und auch Nachrichten können die beiden schauen.

Ein Haus, das seine Bewohner auf Schritt und Tritt genau beobachtet, hat etwas Unheimliches. Ist also genau der richtige Projektionsraum für die Unheimlichkeit der Welt von 2029. Die ist nicht besser als die von 2021. Es gibt Terror und Machtspiele aller Art. Später werden zwei junge Terrorverdächtige, Alex (Max von der Groeben) und eine junge Frau, Zuflucht in dem Haus und bei seinen Bewohnern suchen.

In diesem Bungalow fokussiert Regisseur Ostermann höchst spannend, es kommen ja auch noch Seitensprungprobleme hinzu, ein Geheimnis, das das Haus nicht für sich behalten kann, die Unsicherheiten und Gefahren einer aus dem Ruder gelaufenen Welt, die sich offenbar immer mehr von den hehren Grundsätzen von Demokratie und freiem Journalismus entfernt. Horror der subtilen und hochaktuellen Art.

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