3 Frauen 1 Auto (BR, Crossmediale Serie, Montag, 27. September 2021, 00 Uhr)

Hin- und Rückfahrt, Hin- und Rückfahrt, Titel, Titel, Titel

Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes

Das Bundesverfassungsgericht hat die Erhöhung des Rundfunkzwangsbeitrages, wenn ich das richtig verstanden habe, mit dem schlagenden Argument begründet: es müsse seine Unabhängigkeit auf jeden Fall gewahrt bleiben. Deshalb müssen wir jetzt noch mehr bezahlen, deshalb wird die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes noch unfairer zu Lasten der einkommensschwachen Haushalte erhoben, um den über 8-Milliarden-Kuchen zusammenzubringen.

Ein Stück davon schneiden sich hier (kapitalistische) Kabarettistinnen ab in der Regie von Güzin Kar nach dem Drehbuch von Thomas Lienenlüke und Bern Maile. Diese Kabarettistinnen dürften sich in jenen Einkommensklassen bewegen, die sich relativ besehen kaum an der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes beteiligen. Umso flotter schneiden sie sich hier ein Stück von diesem Kuchen ab, indem sie schwache Texte der Drehbuchautoren in endloser Monotonie einen Satz nach dem anderen abliefern. Schön auswendig gelernt. Dabei werden sie in einem Auto in ewig gleicher Sitzordnung abgefilmt. Das Auto ist mit Kameras verwanzt. Es fährt verrückte Strecken, die einen schwindlig werden lassen: in der Sicht voraus sind die Pappeln der Leopoldstraße und das Siegestor zu sehen, während gleichzeitig in der Sicht nach hinten garantiert keine Pappeln zu sehen sind.

Bei der Ödheit von Inszenierung und Text faszinieren sowieso die Spiegelungen auf der Windschutzscheibe am meisten; da kann man sich ein herausforderndes Rätsel daraus machen, wo das Auto gerade ist, was da alles an einem vorbeizieht, während die Damen innen sich am Gebührenkuchen satt schnabulieren.

Der Rundfunk soll unabhängig sein. Das interpretiert Redakteur Elmar Jaeger so: unabhängig von Geist, Witz, Esprit, Temperament, Pfiff, Tempo, von politischer Bissigkeit, unabhängig von freiem Denken, unabhängig von genauer Beobachtung.

Unabhängig von Logik und Story heißt, von den Maoris über das Sauerkraut, den Führerschein und Staubsauger zu plappern. Heißt: unabhängig von jedwedem Qualitätsanspruch mit Sätzen wie „Inner Boazn do wird man unter zwei Promille überhaupt nicht ernst genommen“ oder „Aber in Garching mehet i nicht mal tod übern Gartenzaun hängen.“ bis zum sexistischen „Nenne mir einen einzelnen alten Mann ohne Hintergedanken.“ Blüten geistiger Unabhängigkeit. Das Bundesverfssungsgericht dürfte begeistert sein von so grenzenloser Unabhängigkeit.

Zwischen dem immer wieder arrogant auftrumpfenden Titelverhau tut eine Frau so, als ob sie autofahre. Laue Kabarettistinnen-Sauce ohne Händchen inszeniert. Und bevor eine Pointe kommt, lustigt sich schon der Abspann mit den fett geschriebenen Namen – man darf ja die PR fürs private Geschäft nicht vergessen.

Unabhängigkeit allenfalls misinterpretiert als ein abhängiges Schielen auf Quote. Und aus der Staatskanzlei, da dürfte doch etwas kecker berichtet werden. Aber das ist so mau wie abgestandene Suppe ohne Salz. Harmlos-Hausfrauen-Kabarett kapitalistischer Frauen ohne Würze. Kurz: Unabhängigkeit interpretiert als die Unabhängigkeit zum geistigen Schwachstrom. Unabhängig, das heißt inzwischen wohl auch: auf allen Kanälen dieselbe ungenießbare, laue Sauce, crossmedial. Unabhängigkeit, die die Abhängigkeit moderner Frauen demonstriert.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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