Moralisches Kino
Die Stärke des Schauspielers Matt Damon liegt darin, das zeigt dieser Film von Tom McCarthy (Win Win, Spotlight), der mit Marcus Hinchey und Thomas Bidegain auch das Drehbuch geschrieben hat, einem Film unerbittlich seinen Stempel aufzudrücken.
Dieser Stempel scheint den Traum vom einfachen, amerikanischen Bürger mit dem untrüglichen Rechtsgefühl zu symbolisieren; und wenn da was schief läuft, dann darf er selbstverständlich zur Selbstjustiz greifen.
Dieser amerikanische Traum könnte inspiriert sein von Schillers Figur des Wilhlem Tell, nicht nur, dass bei ihm die Axt im Haus den Zimmermann erspart (hier gibt es eine Handwerksbude im Keller eines Mietshauses in Marseille; also recht exotisch für einen biederen Amerikaner), sondern auch der Selbstjustizgedanke ist beim schwäbischen Dichter schon angelegt; dafür hält Tell beim Apfelschuss den zweiten Pfeil im Köcher bereit.
Die Amis treiben das weiter. Hier weist Damon gleich einen ganzen Clan aus Marseille in seine Schranken. Wohlverstanden, er, der hier einen ganz einfachen Bauarbeiter spielt. Seine Tochter Allison (Abigail Breslin) sitzt in der südfranzösischen Metropole wegen angeblichen Mordes seit 5 Jahren im Gefängnis.
Allison hat eine neue Spur und da die Offiziellen nicht kooperieren wollen, geht Damon auf eigene Faust auf Verbrecherjagd. Erst muss er den Typen Akim (Idir Azougli) finden, um eine DNA zu erhaschen. Damit könnte ein schmieriger Detektiv, der Zugang zu den Datenbanken der Polizei hat, den wahren Täter identifizieren.
Ein Drehbuch- oder Hotelzufall verschafft Bill, wie Matt Damon hier heißt, die Bekanntschaft zur Schauspielerin Virginie (Camille Cottin), die mit ihrem süßen Töchterchen Maya (Idir Azougli) allein lebt: RomCom ik hör Dir trapsen.
Die Musik versucht mit allen Mitteln und Volumina dem doch sehr beschaulichen Erzählgang, der sich offenbar mit dem Rollenideal der Biederkeit identizifiert, auf die Sprünge zu helfen. Aber Damons Erzählgaul will und will nicht in eine schnellere Gangart als den beschaulichen Trott wechseln; so passiert auch kaum Unerwartetes; man sieht die Dinge kommen; was durchaus eine Qualität ist.
Als lebensweisheitliches Einsprengsel wird der Unterschied zwischen Akzeptanz einerseits und Hoffnung andererseits als Beschreibung der Situation des Gefangenen angeführt.
Verwirrend ist die deutsche Synchro; einerseits heißt es, Bill (Matt Damon) spreche kein französisch; so wird manchmal die deutsche Synchro mit französischem Akzent gesprochen, manchmal nicht, manchmal unterhält sich Bill ganz normal mit Franzosen und im nächsten Moment heißt es wieder, er verstehe nicht oder er werde nicht verstanden.
In einer Theaterprobe von Virginie gibt ihr der Regisseur die Anweisung, sie müsse sich an den Rhythmus des Lichtes halten; Rhythmus des Lichtes, nie gehört. Zu diesem Begriff ein paar Suchmaschinen-Resultate: touchofart, pro-4, fanfiktion, nd-aktuell.