Der Rosengarten von Madame Vernet

Nachmittagsteekino

nach dem Rezept schöner, eher nicht wahrer Geschichten, da würde sich die Realität doch zu sehr sträuben dagegen.

Eine Geschichte zum uralten und wohl ewigen Gegensatz von Kreativität einerseits und Geschäftstüchtigkeit/Kapitalismus andererseits.

Madame Vernet (Catherine Frot) führt seit dem Tod ihres Vaters dessen Rosenzüchterei mit der treuen Mitarbeiterin Vera (Olivia Côte). Der Betrieb ist das Ein und Alles der beiden unverheirateten Damen. Sonst haben sie nichts außer dem kreativen Genie von Madame Vernet in Bezug auf Rosenzucht.

Das Geschäft läuft schlecht, die beiden Damen sind hoch verschuldet, stehen vor der Insolvenz. Der Inhaber des kapitalistischen Groß-, ja praktisch Monopolbetriebes in der Rosenzüchterei, Lamarzelle (Vincent Dedienne), möchte Madame Vernets Geschäft kaufen und sie anstellen und sich somit auch ihre Gaben zunutze machen. Für Vernet kommt das nicht in Frage.

Vera organisiert als billige Hilfen aus einem Resozialisierungsprogramm Fred (Manel Foulgoc), Samir (Fatsah Bouyahmde) und Nadège (Marie Petiot). Vorgestellt wird das als ein Projekt der Aussichtslosigkeit, kein Wunder, bei diesen Lebensläufen.

Hier greift die Methode des „se debrouiller“, sich durchwurschteln, auch wenn das gesetzeskonform nicht möglich ist, was immer angenehm verdaulich bleibt, da es letztlich darum geht, Probleme und Problemchen zu bewältigen und Lösungen zu finden außerhalb der Konventionalität. Dies geschieht nicht ganz ohne Erfolg, aber dann doch auch wieder ohne Erfolg.

Dabei gibt es schöne Rosen zu sehen und auch dies und das über die Rosenzucht zu erfahren, über das Okulieren und dass es eine Sensation werden könnte, die bestens gehütete Wichuraiana mit Léon zu mischen, damit müsste der Concours de Bagatelle zu gewinnen sein.

Zudem entdeckt Madame Vernet bei Fred, dass er eine ‚Nase‘ für Parfüms habe (siehe den Film über das Parfüm). Er ist auch die Hauptperson eines Nebenhandlungsstranges, sein Verhältnis zu seinen Eltern. Und wie sich doch nicht alles auf ein glückliches Ende hin zuspitzt, erfinden die Drehbuchautoren Fadette Drouard, Blandine Jet und Philippe Le Guay wie einsten Brecht den reitenden Boten des Königs, hier eine rettende Mischung aus Rosen (samt Nesquick-Geschmack), um Frau Vernet und ihre Angestellten vorm Ruin zu retten, um den Zuschauer nicht zu frustieren, sondern glücklich aus dem Kinosaal zu entlassen. Er weiß ja, dass es sich hier um eine Geschichte handelt nach einem bewährten Rezept und dass er nicht die Realität daran zu messen braucht.

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