Narr am Hofe der Subvention
Marcus H. Rosenmüller ist ein Narr am Hofe der Subvention. Hof der Subvention meint hier alles, was in Deutschland öffentliches Geld für Film ausgeben kann. Die Empfänger müssen daher, da es meist mehrerer Geldgeber bedarf, gremienkompatibel sein.
Rosenmüller erfüllt diese vornehmste Voraussetzungen, er ist gremienkompatibel, denn oft entscheiden viele Könige über ein Projekt. Rosenmüller eckt nicht an und es tut sich immer was in seinen Filmen. Egal, ob Milan Peschel ganz furchtbar outriert als der Bademeister, der als fauler Running Gag immer darauf besteht, dass er Schwimmeister und nicht Bademeister genannt wird, bis der Gag sich totgelaufen hat.
Egal ob Schauspieler ganz unterschiedliche Leistungen erbringen, irgendwas tut sich in Rosenmüllers Filmen immer, ob man es gut findet, versteht oder nicht, ob lustig oder nicht, egal ob das Storytelling stringent ist oder nicht. Egal, ob er allenfalls selber unter Pseudonym wie Marcus Pfeiffer (was hier möglichweise der Fall so ist) das Drehbuch selber schnell zusammenschustert und sich so die Autorengage auch noch einstreicht.
Hauptsache, es werden im Buch ein paar aktuelle Themen gestreift und mit nicht allzu viel Biss gezeigt: Schließung eines Schwimmbades, um einem Immobilienhai den Bau von Häusern zu ermöglichen oder das Thema der Abschiebung. Es scheint vor allem um den Spaß am Dreh zu gehen.
Peschel bemüht sich, etwas zu spielen, was er ganz offensichtlich nicht ist, was einem platten Klischee entspricht. Seine charakterlichen Probleme sind seine spießige Genauigkeit; aber dazu grimassiert er viel zu viel. Es kommt nicht glaubwürdig rüber, wenn er hinterm Tor des Schwimmbades steht und vor dem Tor wartet die erste Kundin und er wartet bis punkt Stundenschlag, bis er öffnet. Das wird ausgewalzt. Da Pinkeligkeit eines Schwimmeisters nicht abendfüllend ist, – oh das Buch ist so notleidend, ist das mal wieder keiner der fördernden Institutionen aufgefallen? – bekommt er einen Asylsuchenden als Hilfe. Siehe weiter unten: Suli.
Es gibt immer Schönes und Nettes zu sehen in den Rosenmüller-Filmen. Hier sind es Unterwasseraufnahmen, die zeigen, dass er seinen Spaß an Kinematographie nicht verloren hat.
Es gibt eindrückliche Schauspielerleistungen wie die von Suli (Dimitri Abold), der von der Abschiebung bedroht ist und bereits einen Schleuser für den Weg nach Kanada bezahlt hat. Er wird dem hysterischen Bademeister als Gehilfe vermittelt und dann als Nichtschwimmer für eine Wasserballmannschaft im Tor sein.
Egal ob der Slapstick bei Rosenmüller gut oder nicht so gut inszeniert ist, Hauptsache die Gremien merken, aha, Rosenmüller greift auch zu Slapstick. Und wenn der so schlecht inszeniert ist wie hier, wie auf dem Baugerüst mit den Farbeimern oder die Leute, die ständig ins Wasser fallen, dann freut das die Gremien womöglich, denn das garantiert, dass der Hofnarr im Lande und am Hofe bleibt, die Gremien lieben Verlässlichkeit und nicht das Risiko, dass einer mit einer brillanten Komödie womöglich an der Kinokasse durch die Decke geht, gar zu einem Shooting Star im Weltkino. Die Gremien dürfen beruhigt sein, bei so einem Film besteht keinerlei Gefahr, dass er zum unkontrollierbaren Hit wird.
Auch Sebastian Bezzel macht sich hier ganz passabel als Immobilienhai, er hat den Eberhofer auf kleine Flamme gedimmt und versucht nicht, das mit irgendwas zu kompensieren; wobei er trotzdem eher wie ein Beamte wirkt. Auch seine Tochter, gespielt von Sarah Mahita, kommt prima als die Schwimmerin mit dem Dummy im Zimmer. Auch das ist egal, dass dieser Dummy am Schluss plötzlich eine dramaturgische Funktion übernimmt, auf die nichs hindeutete, dass er auf dem Beifahrersitz von Bezzel Platz nimmt und einen Monolog hält. Durch nichts begründet, weil es einfach lustig sein soll, ohne tieferen Sinn, ohne Hintersinn, ganz ohne Esprit und Witz. Im Gegensatz zu den Film-Einkäufern aus dem Ausland sind mit solchen Einfällen die Gremien glücklich zu machen.
Gisela Schneeberger ist vieles, sie ist eine gute Schauspielerin, sie ist gremienkompatibel und ihr kann man auch unmögliche Kostüme anziehen, sie verliert ihre Würde als Gemeindechefin nicht.
Vollends zufrieden sein dürften die Gremien mit der Musik, die tut so, als müsse sie den Wahlkkampf der Union anpeitschen. Sie tut genervt, egal aus welchen Gründen auch immer, weil ihr vielleicht die begrenzte Wirksamkeit des Filmes schwant?
Bei Johanna Wokalek erschöpfen sich bald schon die immer gleichen Auftritte als überzeugende Wasserball-Trainerin, aber dem Buch ist da auch nichts besonderes eingefallen.
Eher unverschämt wirkt es, den Film mit einem Tucholsky-Zitat anzufangen, dass Freundschaft wie Heimat sei; aber von Buch und Regie her nicht eine Freundschaft ausgearbeitet ist; angedacht vielleicht zwischen Suli und der Schwimmerin. Auch die Episode mit dem Bürgerbegehren wird nur oberflächlich erzählt. Unfertiges Produkt zum Versenden bei den öffentlich-rechtlichen zu nachtschlafener Stunde.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!