Im Windkanal des Vergessens
Faktisch verbietet es sich, bei diesem furiosen Film von Florian Zeller, der mit Christopher Hampton auch das Drehbuch geschrieben hat, eine Synopsis zu versuchen.
Zeller zaubert zusammen mit seinem Protagonisten Anthony Hopkins ein Demenz-Erlebnis der Sonderklasse auf die Leinwand.
Einerseits ist es Komfort-Kino, also eigentlich ganz klassisch, erst den Eindruck eines gepflegten Boulevard-Stückes im gepflegten bürgerlichen Interieur einer Londoner Stadtwohnung erweckend; andererseits ein Komfort-Kino, bei dem man sich am besten im Sessel anschnallt, das sich anfänglich als gutbürgerliches Erzählkino gebärdet.
Der über 80-jährige Vater lebt mit seiner Tochter Anne (Olivia Colman) zusammen. Anne kann nicht allein für ihn sorgen, sie organisiert ihm Hilfen. Doch der Vater hat einen beachtlichen Verschleiß an Hilfen, keine hält es lange aus bei ihm. Die Idee ist, ihn in ein Heim zu bringen.
Nach und nach schleichen sich allerdings Zweifel an den vorgeblichen Realitäten ein. Mit einem irren schauspielerischen Furor treibt es Hopkins soweit, dass man bereit wäre zu glauben, er würde nicht nur spielen, sondern dabei auch noch die Bühnenbilder entwerfen. Mehr dazu soll nicht erklärt werden. Es ist schwindelerregend, was hier abgeht. Hopkins bietet eine Schauspieler-Leistung, die alle Preise der Welt verdiente. Unterstützt wird er dabei nicht nur von der grandiosen – und doch irgendwie auf Understatement sich gebende – Regie von Zeller und von einem erstklassigen Ensemble.