Dream Horse

Kleingartengestüt,

das gibt es nur in England und dort vermutlich nur dieses eine Mal als schräge Versöhnung des immerwährenden Klassengegegensatzes zwischen Adel / Upper Class, der in Schlössern lebt und nach Ascot geht, und dem Proletariat, das in walisischen Dörfern in bescheidenen Reihenhäuschen ein eng begrenztes Leben führt, zur Reparatur des vorderen rechten Scheinwerfers am Auto reicht es nicht, der muss vor jeder Fahrt eingesetzt werden. 

Ein Gestüt im Kleingarten, das ist zwar übertrieben, aber ein Rennpferd, das soll es tatsächliche gegeben haben. 

Der Film von Euros Lyn nach dem Drehbuch von Neil McKay, beruft sich auf eine wahre Begebenheit und kommt daher wie die etwas pummelige Enkelin von „Ganz oder Gar nicht“, einem britischen Hit, der davon lebt, dass die perspektiv- und arbeitslose untere Klasse sich aufmannt und die Depression mit einer originellen Aktivität überwindet, mit der Herausgabe eines Aktkalenders der arbeitslosen Männer. 

Mit pummelig meine ich, dass dieser Film weniger das Soziodram im Auge hat und dafür mehr das Märchen, dass er sich süßer verlustiert im Erfolgserlebnis und die bittere Seite des Lebens im kleinen Dorf nicht so zentral setzt. 

Trotzdem bleibt es ein traumhaftes Märchen, nahrhafter als jeder Plumpudding und allein Toni Collette als Jan Vokes ist schon fabelhaft genug; so eine Rolle wäre nicht möglich ohne die Tradition des britischen Soziodrams. 

Jan ist verheiratet mit Brian (Owen Teale) und sie ist genau nicht der Typ, sich in die Depression hineinziehen zu lassen, gar sich an ihr zu laben. Sie arbeitet als Kassenkraft im Supermarkt einer Cooperative. Sie hat immer schon Kleintiere gezüchtet und damit Preise gewonnen, Tauben, Ziegen, Katzen. Und sie haben eine kleine Gartenanlage mit einem Schuppen. 

Jan hat nun die durchgeknallte Idee mit der Pferdezucht. Sie informiert sich, sie macht sich keine Illusion, allerdings muss sie die Dorfbewohner erst überzeugen, eine Investorengruppe zu gründen, die bereit ist, Geld in den Kauf einer Stute zu stecken. 

Die Stute bringen sie in ihrem Kleingarten unter – dank eines kleinen Schwarzanbaues, sie lassen sie decken. Die ahnungslosen Dörfler stoßen bei der High Society und ihren Gestüten und Rennstallinhabern auf Skepsis. 

Von der Schilderung der Hartnäckigkeit der Dörfler und wie sie sich vom Hochmut der Oberen Zehntausend nicht irritieren lassen und wie das Fohlen, das ihre Stute zu Welt bringt, tatsächlich ein hoffnungsvolles Rennpferd wird, lebt dieser manchmal etwas breit erzählende Film. Jans Mann wird Daisy genannt. Das passt. 

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