Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger (BR, Montag, 5. Juli 2021, 20.15 Uhr)

Multimillionärswerbung

ist die erste von vier Stippvisiten, die Stefan Bezzel und sein Kumpel-Freund Sebastian Schwarz absolvieren auf dem Gestüt von Multimillionär und Fußballstar Thomas Müller, 14 kostenlose Werbeminuten im BR für den Rennstallbesitzer und WM-Vergeiger. 

Die Welt der Reichen kommt sympathisch und nahbar rüber; wer den Reichtum hat, der muss sich nicht darüber unterhalten. 

Dann lümmeln die beiden Protagonisten in einem Schrottplatz bei München rum mit einer taffen Besitzerin, dürfen ein Auto kaputt kloppen, so weit sie es schaffen. 

Gegen die Welt der Reichen und Hochbezahlten wird der dritte Beitrag in diesem Film von Stefan Kauertz gesetzt: ehrenamtliche Rettungshundeführerinnen dürfen sich mit den gut bezahlten TV-Stars unterhalten, die ganz locker Texte von Ekkehard Wetzel, Birte Rauschenberg, Karl Koch oder Christian Lim gegen gutes Zwangsgebührengeld absondern. 

Der letzte Beitrag ist 10 Minuten Werbung für einen esoterischen Höhlenguru und sein Geschäftsmodell mit dem weltexklusiven Schwebebad, in das sich die beiden Protagonisten schön züchtig mit Badehose legen und ihre begüterten Wampen schaukeln lassen dürfen. In einer Höhlensitzung schafft der Guru es nicht, den beiden mittelalten Herren ein inneres Tier zu entlocken, da war vielleicht die Hemmung der Drehbuchautoren zu groß; es überwiegen die nett unverbindlichen Texte und Witzchen; das Spaßgefühl, das liefern die Akteure. 

Dies ist ein Unterhaltungsformat, von dem sich der BR Quote verspricht, entsprechend ausgeklügelt ist die Auswahl der Personen und Betriebe die beworben werden; es ist ein Format, das bestens geeignet wäre, wenn es das gäbe, für einen privaten Fernsehkanal, der zum Beispiel der Apothekerzeitung entspricht, der ein Ableger davon wäre. 

Das Problem allerdings bei solch moderierten Werbesendungen ist, dass wir beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind. Und der hat eine unfaire Finanazierung zu Lasten einkommensschwacher Haushalte vorzuweisen, die hier in der Sendung nicht entfernt vorkommen, die es aber massenhaft direkt hinter HartzIV und Grundsicherung gibt. 

In Relation zu seinem Einkommen beteiligt sich ein Thomas Müller bei aller Sympathie praktisch nicht an der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes, was sind für ihn 17,50 Euro im Monat? Gar nichts, die verdient er vermutlich in wenigen Minuten, gar Sekunden, die wachsen ihm sogar ohne den Finger zu rühren zu. 

Während ein armer Haushalt knapp jenseits von HartzIV oder Grundsicherung, der vielleicht grad mal 300 Euro im Monat zum Ausgeben hat, dafür merkliche Verzichte leisten muss, gar ein bis zwei Stunden arbeiten muss, das sollten sich vielleicht auch die beiden öffentlich-rechtlich sicherlich erstklassig bezahlten Protagonisten Bezzel und Schwarz durch den Kopf gehen lassen, bevor sie sich wieder auf Tour begeben. Es erweckt jedenfalls nicht den Anschein, dass sie das aus Jux und Tollerei und ehrenamtlich machen. Hier wird gnadenlos sich am Gebührenkuchen bedient. 

Solche Sendungen, die sind echtes Einsparpotential für die unter der Pensionen- und Verkrustungslast stöhnenden Öffentlich-Rechtlichen, solche Sendungen braucht kein Mensch, solche Sendung tragen zum Grundauftrag, dem Erhalt einer lebendigen Demokratie, grad gar nichts bei. Es sind mittlere Klatschspalten- und kaschierte PR-Beiträge im Interesse der Oberschicht. Die lassen sich prima privat finanzieren. Dazu braucht es keine Zwangsgebühren. 

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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