Es dreht sich und dreht sich,
das Karussell der Liebe, so schön wie das uralte Riesenrad, das im ersten Akt im mexikanischen Niemandsland zwischen Kakteen steht.
Ein mexikanischer Import aus Wien von Arthur Schnitzler. Antonio Zalava Kugler hat seine Deutung der klassischen Ringelreihen-Geschichte sich ablösender Lieben lebensfroh und mit dem offenen Auge für die erotischen Oberflächen im Liebesspiel 2013 inszeniert.
Liebe soll ja schön sein und Spaß machen, aber muss sie gleich in einer Ehe erstarren?, so kann vielleicht der Schnitzler gelesen werden.
Der Mensch macht sich attraktiv für die Liebe und er will dafür begehrt werden. Der Reigen könnte auch so gelesen werden, ausgehend von einer Alltagserfahrung, steht ein Paar eng umschlungen da, die Blicke der Partner gehen über die Schulter des Umgschlungenen radarhaft in die Umgebung und entdecken dabei nicht ungern jemand anderes. Lieben und sich an jemand anderem berauschen.
Lieben und abservieren, ist vielleicht die tragischere Seite dieses Karussellmechanismus, es geht rauf, dann wieder runter, dann wieder rauf. Im Karussell immerhin gibt’s keinen Partnerwechsel.
Kugler legt in seiner Inszenierung großen Wert auf Darsteller und Darstellerinnen, die für das erotische Auge attraktiv sind, er mag die Symbolik perlenden Schaumweines oder weich sich bewegender Körper unter Wasser und umgeben von Lichtspielen und unendlich vielen Bläschen. Er mag das Verhältnis von Herrschaft zu Dienerschaft, von Reich zu Arm und was sich dadurch an erotischen Spannungen entwickeln lässt.
Ein reicher Enkel und eine bewusst posierende Angestellte, die offenbar mehr seinen Adonis-Körper im Sinn hat als den Orangensaft, den sie ihm, der den geistabwesenden Leser mimt, auf einem Tablett reicht und abnimmt; das grenzt an Artistik; Anmachartistik.
Immer liegt beim Schnitzler und auch hier im Film die Erotik in der Luft, sie scheint Sinn und Zweck des Daseins zu sein.
Wenn die Liebe durch romantische Ruinen, luxuriöse Bars oder Villen, schicke Autos als verfeinernden Zutaten illustriert werden kann, umso besser.
Liebe muss nicht tief sein, geht aber tief und tendiert immer wieder zu Besitzanspruch oder Käuflichkeit; so wechseln auch Scheine schnell mal die Hand, den Besitzer.
Und Liebe gibt es auch im modernen Mexiko nicht nur zwischen Männern und Frauen. Hier ist besonders eine Schauspielerin den Frauen zugewandt.
Die Kapitelüberschriften zeigen den Gatten an, das Mädchen, die ganz junge Frau, die Schauspielerin, die Herrin, den Matrosen, den jungem Mann und so weiter kreisum.
Liebesreigen allüberall, eine Beerdigung ist nicht immun gegen Begierden und ermöglicht subjektive Blicke, die an Komik grenzen. Wenn ein junger Mann fragt, „wo ist mein Saft“, so ist das mehr als nur eindeutig. Und auch grenzüberschreitende Verfolgung junger Männer einer jungen Frau gegenüber gehört zu diesem Liebesreigen, der einmal in ein Verfolgungsjagd mündet, wie das Auto oder der Bus als Liebesgefährt nicht ohne ist – neben dem Riesenrad. Im Abspann spinnt Kugler einige der Beziehungen also Schlusspointen weiter.