Die Flut stoppen,
nicht nur sie stoppen, sie sogar zurückdrängen, turn the tide, heißt es im wunderbar klar und bekömmlich erzählten Film von Clark Johnson nach dem Drehbuch von Garfield Lindsay Miller und Hilary Pryor.
Das Bild steht für den Kampf eines Einzelnen gegen die Übermacht von Konzernen. Ein Gerchtigkeitsfilm, ein Demokratiefilm, im weiteren Sinne auch ein Nachhaltigkeitsfilm. Ein Film aus Kanada nach einer wahren Geschichte.
Der Farmer Percy Schmeiser (Christopher Walken) kämpft gegen den Chemiekonzern und Hersteller des Unkrautvernichters Roundup Monsanto.
Ein Film, der Deutschland angeht, denn der deutsche Pharmariese Bayer hat diesen amerikanischen Konzern vor einiger Zeit gekauft und – zu Recht! – keine Freude daran.
Warum er damit keine Freude haben kann, das belegt auch dieser Film, der um die Jahrtausenwende in der kanadischen Provinz Saskatchawan spielt. Er schildert packend, wie Sturkopf Schmeiser von Monsanto gerichtlich belangt wird, weil auf seinem Land genmutierter und entsprechend patentierter Weizen gewachsen sei.
Überall, wo solcher in einem einzigen von hunderten von Genkennzeichen veränderter Weizen wächst, vermeint Monsanto einen Besitzanspruch und also Geldforderungen geltend machen zu können.
Der Einzelkämpfer gegen eine Heerschar von Rechtsanwälten. Und da Schmeiser, der entzückend unterstützt wird von seiner Frau Louise (Roberta Maxwell), sich das nicht bieten lassen will und auch, ganz selbstbewusster Bürger, keine Hilfe dafür annehmen will, steht er schnell vor dem Problem des finanziellen Ruins.
Klar, das ist eine typische Situation für so einen Film; warum er trotzdem so spannend und großartig anzuschauen ist, liegt zum wesentlichen Teil auch an der entsprechenden Darstellung durch Christopher Walker. Vielleicht in dem, dass er den Sturkopf schon mit dieser unglaublich stoischen Diven-Würde spielt, die ihn charakterisiert, und dass es überhaupt nicht ein Umwandlung der Persönlichkeit ist, wenn er sich zur Akzeptanz von Hilfe durch eine idealistische Organisation und schließlich zum Mitmachen im Medienzirkus durchringt; er ist kein anderer, er hat nur etwas kapiert, ist der gleiche geblieben, ist seinen Gedanken treu geblieben, seinen Überlegungen zum Ungang des Farmers mit seinem Saatgut und wie er eine raffiniertere Auslese des Saatgutes betreibt als der Chemiegroßkonzern, der letztlich die Bauern zu Leibeigenen macht, während Percy ohne Chemie nicht eine Ernte verliert.
Das ist der Nachhaltigkeitsinput im Film, bei dem man auf jede Menge anderer Filme über eine neue (alte) Landwirtschaft hinweisen könnte, die Mittel haben, die Schäden, die der Genweizen und das Unkrautvernichtungsmittel anrichten, nämlich die rücksichtslose Ausbeutung des Bodens mit all den Folgen, zu beheben, wo die Erde wieder zur reichhaltigen Krume wird statt zu einem chemieverseuchten betonklortzartigen Gebilde.
So behält Walker seine Haltung bei, nur setzt er sie jetzt auch im Interesse anderer sein. Das dürfte weit faszinierender sein, als ein Saulus-Paulus-Wunder. Ein Top-Ensemble unterstützt Walker in seinem Kampf, die Flut aufzuhalten – und die Monsanto-Aktionäre können auch heute noch keinesfalls beruhigt sein.
Der Film unterstützt auch die These, dass wohl all die künstliche Beeinflussung der Natur, Monsanto und seine Methoden, eine Sackgasse sind. Als Symbol mag die beinah satirische Szene stehen, wie Schmeiser auf seinem Land einen Verfolger in eine Pfütze lockt, aus der er mit Gasgeben nicht mehr rauskommt.
Es ist in kurzer Zeit der zweite Film, in welchem an ein Symbol des Kapitalismus gebrunzt wird. Schmeiser an ein Riesenplakat von Monsanto. Im GASMANN, der am 22. Juli ins Kino kommt, pinkelt einer in einer Garage an einen Rennwagen und in der Review wird es dazu einen Querverweis auf den DDR-Großschauspieler Wolf Kaiser geben.