In the Mood for Love – Der Klang der Liebe (restauriert)

In der Stimmung auf Liebe, in der Bereitschaft der Liebe, die deutsche Übersetzung ist „Der Klang der Liebe“, es geht um Liebe, die in der Luft liegt im Gegensatz zur Liebe, die zu Potte kommt und mit Amt und Siegel befestigt wird, die gesicherte Liebe, die garantierte Liebe, die Liebe, bis dass Gott sie scheidet. 

Die Frage, was bei letzterer als Reiz bleiben kann, die stellt sich Wong Kar Wai in seinem Film von 2000 nicht, der jetzt restauriert zum Neugenuss in die Kinos kommt. 

Wong kar Wai untersucht die Liebe, die in der Luft liegt; denn offiziell sind seine beiden Protagonisten Maggie Cheung als Mrs. Chan und Tony Chiu-Wai Leung als Mr. Chow verheiratet; allerdings sind ihre jeweiligen Gespons oft abwesend, gerade auf Geschäftsreise. 

Wong Kar Wai fängt sein Stück boulevardesk an. Er lässt im engen Hongkong seine beiden Protagonisten praktisch gleichzeitig ein Zimmer suchen. Sie werden fündig bei Frau Suen (Rebecca Pan), die ein fröhlich-familiäre Pension betreibt, in der gemeinsam gegessen wird, in der man sich ständig auf die Füße tritt und wo auch gerne und ausgiebig Mahjongg gespielt wird und Herr Koo (Man-Lei Chan), der hat Schulden und Geldprobleme und trinkt gerne über den Durst. 

Das sind flankierende Einblicke in ein dicht gedrängtes Hongkong-Leben, in welchem in kleinsten Zwischenräumen sich Frau Chan und Herr Chow andauernd über den Weg laufen, bis sich die Liebe meldet. 

Es ist eine ganz vorsichtige Annäherung mit vielen Hemmungsgrenzen, eine langsame Entwicklung der Gefühle; der Film sieht es vielleicht schneller, wenn er Frau Chan folgt, wie sie mit einer Kanne aus der Pension die engen Stiegen runtersteigt im engen Kleid, um sich Nudeln zu besorgen. Da lässt er den Film langsamer laufen. Da enstehen nicht Ohr-, sondern Augenwürmer, Mann und Frau so nah beieinander und sind doch für einander gemacht, aber die Umstände sind nicht so. 

Man könnte die Geschichte dieser Annäherung auch über eine Ausstellung der Kostüme von Frau Chan beschreiben, denn praktisch in jeder Szene trägt sie ein neues Kleid, immer mit sehr ähnlichem Schnitt, hohem Kragen, eng anliegend, kurzärmelig bis ärmellos, mal blumig, mal schraffierter, mal bunter, mal dezenter. 

Frau Chan arbeitet als Sekretärin bei einem Reisebüro. Der Chef, auch das illustriert das Thema des Filmes, lässt seiner Frau immer dies oder jenes ausrichten. 

Mr. Chow arbeitet als Journalist. Eine der Annäherungen an FrauChan geht über das Journalistische, sie soll ihm helfen, eine Geschichte zu schreiben. Der Punkt der Grenzüberschreitung, das ist der springende Punkt, der darf, da es kein Hochzeits- oder Scheidungsfilm ist, nicht übersprungen werden. 

Es kommt also zu Anziehung, Abstoßung. Diese Entfernung oder Annäherung, die Klärung in den Köpfen der Beteiligten dieser Liebe, die in der Luft liegt, die so ausfüllend ist, wie wohl kaum eine vollzogene Liebe, die Liebe im Kopf, die Liebe in der Fantasie, die könnte nicht nur über die Kostüme beschrieben werden, genauso spielen die Krawatten des Mannes eine Rolle oder die Taschen der Frau, die geschlechtsspezifischen Ausstattungsgegenstände. 

Wong Kar Wai gelingt es hier sensationell, all die Vibrationen einer möglichen Liebe zu zeichnen. Der Film spielt im Hongkong von 1962; es gibt schon Absetzbewegungen; die brutale Übernahme durch China kündigt sich unheilschwanger an, liegt als dräuendes Unglück in der Luft so wie das erlösende Gefühl, das beseligende Gefühl von Liebe, von unfassbarer Liebe. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert