Beyto

Rotzfrech wie Mike

Stimmig aus dem Bauch heraus erzählt Gitta Gsell die Geschichte der Liebe von Mike (Dimitri Stapfer) zu Beyto (Burak Ates), in welche die Zwangsheirat von Beyto mit Seher (Ecem Aydin) hineinfunkt – nach dem Roman von Yusuf Yesilöz.  

Rotzfrech und direkt macht Mike Beyto an. Sie trainieren zusammen Schwimmen. Mike hat kein Problem seine Schwulität zu erklären. Bei Beyto, dem türkischstämmigen, dessen Eltern einen Kebeb-Imbiss betreiben, stößt Mike auf eine überreife Frucht, die sich allzu leicht pflücken lässt. 

So weit eine ähnliche Situation wie bei Ozons SOMMER 85 (ab 8. Juli im Kino). 

Hier aber geht es um das Immigrationsproblem und darum, dass es bei Muslimen offiziell keine Schwulität gibt, zumindest nicht auf dem anatolischen Dorf; aber auch nicht bei in der Schweiz integrierten Türken. Da entscheiden die Eltern, wer wen heiratet. 

Sie legen Beyto rein, sagen seine Oma in der Türkei liege im Sterben, er sollte sie noch ein letztes Mal sehen. Dort gibt es kein Entkommen von den steinharten, unabänderlichen Ritualen der Verheiratung – andernfalls droht der Vater mit Vernichtung des Schweizer Passes und damit dem Einzug in die türkische Armee. 

Beyto fügt sich, die Hochzet findet formal statt; Mike wartet auf ihn in Deutschland im Trainingslager, wohin Beyto sofort nachfliegen will. Es folgt die Hochzeitsnacht mit Seher. Sie war eine Buddelkastenfreundin von ihm. Die Dinge nehmen ihren Lauf. 

Die Musik betont vornehmlich das schwere Drama, dabei wechseln sich Romanze, Drama, Melodram in diesem Spiel zwischen Welten mit unvereinbaren Werten. 

Beyto mittendrin im Strudel der gegensätzliche Glücksvorstellungen. Burak Ates spielt als Beyto diese Konflikte fantastisch. Dann aber: eine junge Frau aus Anatolien muss nicht unabedingt eine Hinterwäldlerin sein und in der neutralen Schweiz lässt sich vielleicht sogar ein Happy End von so viel Tragödie, Drama und Glücksmöglichkeit basteln: oder vielleicht doch eher in Deutschland?

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