Zwischen hippokratischem Eid und Mutation.
Ana (Milena Radulovic) ist die heroische Heldin dieses mächtigen russischen Sci-Fi-Thrillers mit dem hochakuten Thema der Mutation. Ihr Kampf besteht aufopfernd darin, den hippokatischen Eid zu erfüllen und trotzdem an grenzwertigen Forschungen teilzunehmen.
Vorgestellt wird Ana in einer kurzen Schwarz-Weiß-Sequenz, in der es um die Entwicklung vom Vakzin MX23 und Selbsttests der Forscher geht. Sie muss aushalten, dass sie den Selbsttest nicht gemacht hat, ihr Kollege aber schon. Dieser hat nicht überlebt. Das ist eine schwere Hypothek für den Auftrag, den sie mitten in einem familiären Fest vom Institut für biologische Verteidigung erreicht und sie umgehend zu einer extrem geheimen, extrem gefährlichen Forschungsstation im Ewigen Eis Russlands beordert.
Etwas ist schiefgegangen in einem Labor namens „Sahara“ 12 Kilometer tief unter dem Permafrostboden. Der Film spielt 1989, am Fernsehen spricht Michael Gorbtschow. Entsprechend sehen die technischen Ausrüstungen, malerisch allemal, aus, die Lifte in diese extreme Tiefen und die brandgefährlichen Labors.
Es wird in diesem sauber gemachten und entsprechend sorgfältig auf Deutsch synchronisierten Film von Sergey Todchilin, der mit Victor Bondaryuk, Milena Radulovic und Arseny Sukihn auch das Drehbuch geschrieben hat, um Kontrollverlust im Sinne Goethes vielleicht, die Geister, die ich rief, um Verselbständigung von grenzwertigen biologischen Forschungen an Pilzen und unerwarteten Entwicklungen, wenn sie mit Menschen in Kontakt kommen.
Auch diese Gruselbilder zeigen nicht nur, wozu Film inzwischen fähig ist, welche Schauderstimmungen er kunstvoll entwickeln kann; er schürt auch ständig den ethischen Konflikt von Ana, die später nicht nur storyhalber, sondern bestimmt auch filmakttraktivitätshalber im engen Body kämpft, zwischen ärztlicher Ethik und eventuell auch einer Grenzziehung zwischen einem Menschen, den sie erst flirtenderweise kennengelernt hat, der sie immer nach ihrem Herkunftsland frägt, und seinem Aussehen, wie er selbst infiziert wird.
Es besteht große Gefahr für die Menschheit, deutlich schlimmer wohl als die Covid19-Virusangelegenheit. Aber Machtgier und Neugier sprechen dagegen, auf solche Forschungsergebnisse zu verzichten.
Pilze und eine extrem aggressive Form von Schimmel (was gerade auch für die Bilder höchst reizvoll ist). Stefe hat sich die kürzere Fassung angeschaut.
Im Mediabook ist auch die ursprüngliche Schnittfassung in 4K zu finden.