454 Credits
als Filmregisseurin hat sie bei IMDb, sie dürfte die Erfinderin und erste Regisseurin eines Spielfilms gewesen sein, sie war bei der ersten Vorführung eines Filmes der Gebrüder Lumière dabei und sie dürfte lange Zeit das Opfer einer chauvinistischen Filmgeschichtsschreibung gewesen sein: Alice Guy, auch Alice Blaché.
Auch der Film von Pamela B. Green über diese Pionierin in der Filmgeschichte baut sie nicht wirklich als Name auf; kommt er doch nicht einmal im Titel vor. Dieser referiert auf ihre wichtigste Regieanweisung.
Als Mitarbeiterin von Gaumont kam Alice Guy mit dem aufkommenden Filmgeschäft in Berührung. Die ersten Filme im ausgehenden 19. Jahrhundert dokumentierten Dinge, die sich bewegten, Menschenmassen aus einer Fabrik, Eisenbahnen, Autos, Schiffe, Kutschen.
Alice Guy hatte die Idee, man könnte doch auch Geschichten erfinden. Eine ihrer ersten war „Die Fee im Kohlfeld“; eine junge Frau tanzt in einem Feld aus Kohl vor einem eisernen Tor und findet ein Baby (La Fée aux Choux). Dieser Film kommt hier in der Doku auch vor.
Die Doku selbst ist eine schnell und dicht zusammenmontierte Materialiensammlung, die man sich wünschte als Buch in Ruhe durchblättern zu können. Pamela B. Green versucht, sich auf verschiedenen Wegen der kaum bekannten Filmgröße anzunähern.
Einerseits hat Green bekannte Filmemacherinnen und Filmemacher befragt; kaum einer kannte den Namen Alice Guy.
Die Dokumentaristin spiel filmisch mit ihrem Material. Mit den Porträts der heutigen Filmmenschen, die so wenig wissen, füllt sie die Leinwand, quasi alles Epigonen.
Von Alice Guy gibt es Interviews, mit und ohne Bild. Auch ihre Tochter Simone Blanche, mit der sie über Jahrzehnte ein enges Verhältnis pflegte, wird befragt. Zu den weiteren Gesprächspartnern zählen Filmarchivare und -historiker und andere Fachleute. Und natürlich gibt es jede Menge historisches Filmmaterial zu sehen; der Film schwappt schier über vor Materialmenge und -dichte.
Sowohl Eisenstein als auch Hitchcock und viele andere hätten sich von Alice Guy, die von Anfang an sehr erfinderisch mit dem Filmen umgegangen ist, Split-Screen oder Überblendung etwa, beeinflussen lassen. Aber sie scheint keine Person gewesen zu sein, der ihr Status wichtig war; vielleicht mit ein Grund, dass sich offenbar schnell Leute, vor allem Männer, fanden, die sich ihre Erfolge auf die Fahnen schrieben. Dann gibt es noch verspielte Landkartengrafiken, die Ortswechsel illustrieren.