Chaos Walking

Stream of Lärm

In der literarisch-europäischen Hochkultur gab es mal den Begriff des Streams of Consciousness wurzelnd im Roman Ulysses von James Joyce. 

Davon ist im Jahr 2257 in einer ‚Neuen Welt‘ bei Siedlern im Weltraum nicht viel übrig geblieben. Hier gibt es noch den Stream of Lärm. Wenn Männer denken, so wird es laut. Das ist filmisch reizvoll für das Team um Regisseur Doug Liman, der ein Drehbuch von Patrick Ness nach dessen eigenem Roman mit allen Mitteln des modernen Kinos auf die Leinwand wummt. 

Wenn Männer denken, dann quirlt ein schier religiöses Räuchlein um deren Kopf und ihre Stimmen und die entsprechenden Gedanken sind zu hören. Am meisten trifft es den jungen Siedler Todd (Tom Holland). Und am häufigsten geht es bei ihm um Selbstvergewisserung: ich bin Todd. 

Diese männliche Denke scheint bei den Siedlern ein zentrales Werkzeug zur Definition dessen, was ein Mann ist. Der muss töten können, er soll seinen Kreis schützen, er soll eben nicht laut denken, also besser gar nicht. Es ist ein rudimentär-kultureller Ansatz, vorzivilisatorisch. Und die Frauen betrifft es schon gar nicht. 

Insofern ein dystopischer Ausblick auf die menschliche Zukunft in 230 Jahren; von der Zivilisation sind gerade mal Trümmer von Raumschiffen vorhanden – und Waffen; das Geballere scheint den Menschen nicht so schnell vergessen zu gehen. 

Ein Raumschiff von der Erde, das schon 64 Jahre unterwegs ist, landet als Feuerball auf diesem Siedlerplaneten. Eine Viola (Daisy Ridley) überlebt. Das wird die Hauptgeschichte, die zwischen Todd und Viola. Er soll sie in ein anderes Dorf bringen, von Prestisstown nach Farbranch. 

Das wird eine Urwald-Abenteuerreise zwischen Provinzwelten und mit Verfolgern, denn die verschiedenen Dörfer sind sich nicht grün und Aliens müssen auch noch aus dem Weg geräumt werden. Vieles erinnert an dumpfesten Wildwest. Lauter Dinge, die den Begriff einer neuen Welt konterkarieren. Immerhin hält der Film eine Hoffnung auf Rettung bereit, vielleicht auch Rettung aus dieser futuro-archaisch-präzivilisatorischen Welt? 

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