Sturkopf
ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort für den Protagonisten Friedrich. Er ist ein hochfokussierter, hochkonzentrierter, ja fanatischer Jäger von Tierquälern, vor allem professioneller Tierquäler mit profitorientierter Massentierhaltung.
Friedrich kann perfekt erklären, warum er so ist, wie er ist, frühe Mobbingerlebnisse wegen seiner roten Haare haben zu seiner nicht menschenorientierten Haltung geführt. Diesen Schmerz möchte er nicht Tieren zugefügt wissen. Er kann hervorragend sich selbst analysieren, kann seinen Weg beschreiben mit stechend auf seinen Interviewpartner gerichtetem Blick. Das ist filmisch nicht attraktiv – und somit auch wenig hilfreich für sein Ziel des Tierschutzes.
Für so eine für Smalltalk wenig geignete Figur wie Friedrich zeigt sich das in die Jahre gekommene Lebenslinienformat als nicht besonders ergiebig. Hier bringt es keine weiteren Einsichten zur Person, wenn er mit einem Schulfreund das alte Schulhaus begeht und derlei Dinge mehr. Allenfalls die Begegnung mit dem Fossiliensammler. Aber in so einem Fall sollten sich die die Zuständigen, Kim Koch als Regisseurin und Sonja Hachenberger als verantwortliche Redakteurin, flexibler zeigen.
Bei so einem Protagonisten wäre doch ein Studiointerview, das eh schon ergiebig genug ist – was soll man ihm beim Pilzesammeln mit seiner Mutter im Wald zeigen? – sinnvoller. Dabei könnten mit großen Rückprojektionen die Dinge gezeigt werden, denen er hinterherjagt. Klar, es sind brutale Bilder, die hier wie verschämt dazu gehören; soll man die Zuschauer davor verschonen, zu erfahren, wie ihr Billigfleisch zustande kommt? Wenn man schon einen Jäger zeigen will, so bittschön auch das Gejagte – ohne dieses ist er nichts.
Eine solche Lösung wäre sicher auch im Sinne des Kampfes gegen Tierquälerei, gegen Massentierhaltung und somit für ein besseres Leben. So aber, in den abgeschliffenen Bahnen des Formats, kann weder eine Faszination durch ihn noch für sein Tun aufkommen; diese Lebenslinien bleiben abweisend.
Wobei bereits der Titel irreführend ist: Friedrich ist kein Anwalt, er ist ein Jäger von Tierquälern, insofern setzt er sich für die Tiere ein. Vor allem macht der Titel die Sendung unattraktiver; Jäger des verlorenen Tierwohls würde vielleicht aufregender klingen.