Heilige Kuh und Schwert
sind die Insignien eines neuen, aggressiven, nationalistischen Hinduismus‘, mit dem die herrschende Politik um Premier Modi versucht, Stimmung zu machen und von den gravierenden Problemen Indiens abzulenken. Eine Politik, die nicht geeignet ist, eine Gesellschaft zu befrieden, mehr Gerechtigkeit und Demokratie zu bringen. Eine Politik, die von Feindbildern lebt. Das Feinbild der Hinduisten sind die Muslime. In einer Zeremonie verbrennen sie eine Puppe und treten sie.
Die Journalistinnen der einzigen nur von Frauen gemachten Zeitung Indiens setzen dagegen: Demokratie ist die Motivation für ihre Arbeit, die Gleichberechtigung der Frau, die Abschaffung des Kastenwesens. Die Zeitung heißt Dalit.
Den Hindu vor die Kamera zu kriegen, der in aller Offenheit sagt, das allerwichtigste für ihn als künftigen Politiker seien die Heiligen Kühe und der anschließend noch stolz sein Schwert zu zeigt, war nicht leicht. Das hat aber Meera, die Protagonistin des Filmes von Rintu Thomas und Sushmit Ghosh mit Hartnäckigkeit und weiblichem Charme geschafft. Den Tipp, den Politikern beim Interview erst mal zu schmeicheln, hat sie von einem männlichen Kollegen erhalten.
Die Zeitung, die während der Dreharbeiten auf digital umstellt und einen eigenen Youtube-Kanal eröffnet, ist in Uttar Pradesh ansäßig, einem gerade bei Wahlen extrem umkämpften indischen Bundesstaat.
Die Frauen von Dalit kümmern sich zuerst um die lokalen und regionalen Probleme. Der Film wird als eine Erfolgsstory erzählt. Eine Frau, die mehrfach vergwaltigt wurde, versucht immer wieder, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Sie wird konsequent abgewimmelt. Erst wie sich Dalit darum kümmert, funktioniert die Verwaltung plötzlich. Und so geht es bei anderen Problemen ebenfalls, dass Straßen in einem miserablen Zustand sind, dass es keine Elektrizität gibt, keine Toiletten, Berichte über illegale, von der Mafia betriebene Minen.
Die Erfolgsstory gewinnt an Fahrt mit dem Internetauftritt, damit dass die Reporterinnen auf Youtube berichten.
Der Film zeigt, wie wichtig ein freier Journalismus für die Demokratie ist. Wie wichtig mutige – und hier muss das Gendern ausprobiert werden! – Journalist*innen sind; denn die Mächtigen, die sich in ihren Spielchen gestört fühlen, die sind nicht zimperlich, wenn es darum geht, Kritiker zum Verstummen zu bringen. Dafür müssen wir nicht mal bis Indien reisen. Auch hier auf dem DOK.fest wird Hinter den Schlagzeilen gezeigt über modernen Recherchejournalismus, während der indische Film einen Journalismus zeigt, den man vielleicht eher als Grassroot-Journalismus bezeichnen könnte, der sich dann allerdings schnell entwickelt.