Things we dare not do – Cosas que no hacemos

Die häufigstse Filmeröffnung dürfte es nicht sein, wie Santa Claus mit dem Ultraleichtflugzeug über einer Siedlung kreist – wir befinden uns in einer Konfliktzone in Mexiko – und Kinder ganz aufgeregt drunter herlaufen und sich auf die abgeworfenen Geschenke stürzen. 

Dieser fantasievoll unterhaltsame Filmanfang zeigt schon, dass die wahre, die ernste Geschichte eingebettet wird in die reine Freude an fröhlichen, spielenden Kindern oder an aufmerksamen Kindern in der Schule, in explosiv sorglos sprudelndes, turbulentes Dorfleben, in die begeisternde Begeisterung der Kamera für Lichtstimmungen, Farben und Bewegung, in explosive Lebensäußerungen, in eine Filmvorführung im Freien, in das Jagen eines Esels durchs Dorf. 

Nur nebenbei kommt die Hauptperson ins Geschehen: Bruno, das älteste einer Reihe von Geschwistern. Sie leben in einem einfachen Haus, Bruno hilft mit, Bruno spielt mit den Kindern, leitet sie an, übt mit ihnen den Tanz für das Fest. 

Der Zuschauer erfährt schnell von der anderen Welt von Bruno. Früh wird er eingeweiht, dass Bruno im Geheimen am Meer, wo niemand es sieht, sich als Frau anzieht. 

So wird die Kamera zum Mitspieler, auch zum Akteur, ja zum Sidekick von Bruno, zum Freund, zum Unterstützer. Hin und wieder blinzelt Bruno fraternisierend ihr zu. Sie soll ihm helfen beim Coming-Out, was sich insofern verändert, als die Eltern wissen, dass sie gefilmt werden. 

Aber diese ungebremst lebensfreudige Kamera bringt wunderbare Zwischenwelten auf die Leinwand, wenn Bruno die kleinen Schwestern fürs das Fest herrichtet, die Frisuren, das Make-Up, das bekommt eine besondere Bedeutung, eine spezielle Interpretation. 

Das als fröhlich sorgloser Höhepunkt geplante Schulabschlussfest wird von einer anderen mexikanischen Realität eingeholt. Mitten im Fest krachen Schüsse. Ein Mann bricht tot zusammen. Manche halten es erst für einen Kurzschluss. Am nächsten Tag gibt es eine Blutlache zu besichtigen. Aber das laute, emotionale Leben geht weiter, in welchem Bruno sein Anderssein überspielen kann. 

Der Film wirkt wie ein berauschender Taumel aus dem Tanz von zweimal zwei Welten, die doch in einer vereint sind. 

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