Komuna – the Comune (DOK.fest)

Erinnerungsfilm.

Dieser Film von Jakub Juleni ist ein Erinnerungsfilm an Marcel Stryko, über den, Stand Ende April 2021, kein deutscher Wikipedia-Eintrag existiert. 

Marcel Stryko war ein Philosoph und führender Kopf einer tschechoslowakischen Untergrundbewgung in den 70ern/80ern in der kommunistischen Teschechoslowakei. Er muntert seine Freunde und Bewunderer auf, viel zu lesen, ein Buch die Woche, er war religiös. Epikur hat es ihm angetan. Er träumt von einer friedlichen, lustvollen Gesellschaft. 

Stryko und seine Anhänger kaufen ein Haus auf dem Land, um dort ihre Ideen und Lebensvorstellungen zu entwickeln. Zur Zeit der Wende befürchtet er die Trennung von Tschechien und der Slowakei. Stryko stirbt 1994 an Alkoholsucht. 

Jakub Juleni fängt seinen Film trist in einem kalten, unfreundlichen Friedhof an. Die Kamera findet den Weg zum Grab von Marcel. Juleni versammelt nach und nach die ehemaligen Mitstreiter und Kommunemenschen vorm Grab. Die meisten sind Künstler geworden und haben sich entsprechend küsntlerisch eingerichtet. Die Lebensgefährtin von Stryko lebt mit ihrem Sohn in dem Haus der Kommune. 

Der Film ist auch ein Stück Aufarbeitung. Denn die Kommune wurde von der Staatssicherheit ausgehorcht, ein trübes Kapitel, was sich in den Akten für viele völlig überraschend eröffnet hat. Wie umgehen damit, dass einer als Informant gearbeitet hat? 

Bei diesem Film ergibt sich mir allerdings ein Rezeptions-Problem. Der war für mich nur fragmentarisch aufnehmbar. Aus zwei Gründen. 

Der Film ist eine schnelle, durchaus im aufregenden Sinne, Montage von Bildmaterial der verschiedensten Hintergründe, Archive, Dokus aus der Zeit der Kommune, die Besuche bei den Leuten heute, Gedenkfeier, Ehrung, Akteneinblicke, sehr, sehr schnell ineinandergeschnitten, oft auch in Schwarz-Weiß. Hinzu kommt, was für so einen Film auch nicht schlecht ist, dass viel gesprochen wird, viel erzählt, reflektiert, erinnert. Und hier setzt da Problem mit den Untertiteln ein – ein häufiges Problem bei so einem Festival. 

Hier sind die Untertitel zwar von der Weißstärke und der Breite her gut leserlich (darunter leiden viele andere Film, bei denen die Untertitel, sobald der Hintergrund hell wird, kaum mehr leserlich sind), aber hier sind sie viel zu lang, gerne die ganze Bildbreite, zudem oft mit philosphisch-idelogischem Begriffen; während gleichzeitig der Hintergrund durch den schnellen Schnitt eine irre Unruhe in den Text bringt. Der des Tschechischen nicht mächtige Zuschauer muss sich also entscheiden, den Text zu lesen, was höchste Aufmerksamkeit erfordert, oder sich mit dem Bild zu beschäftigen, was ebenfalls höchste Aufmerksamkeit verlangt. Beides zusammen schafft stefe jedenfalls nicht. Insofern sind hier Rezeptionsverluste zu beklagen. In diesem Falle wäre wohl eine diskrete deutsche Voice-Over Übersetzungshilfe von Vorteil, bei der die Originastimmen weiter zu hören sind. 

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