Thrillerjournalismus.
Oder auch: Jetset-Journalismus, denn die Protagonisten dieser Dokumentation von Daniel Andreas Sager, der mit Marc Bauder auch das Drehbuch geschrieben hat, sind oft unterwegs: Flugzeug, Gangway, Taxi, Hotel und dann wieder im Redaktionsgebäude der Süddeutschen Zeitung mit Alpenblick.
Die Hauptprotagonisten sind der ruhig besonnene Bastian Obermayer und der Kaugummi kauende Frederik Obermaier. Der passionierte Leser der SZ kennt die Namen aus der Gruppe der SZ-Investigativ-Journalisten, die in Zusammenarbeit mit einem internationalen Recherchernetzwerk für so manchen Coup gut waren und den Pulitzer-Preis erhalten haben.
Nach einem Treffen mit dem berühmten Whistle-Blower Snowden in Moskau begleitet der Film die Journalisten nach Paris und Malta; es geht um Recherchen im Zusammenhang mit der Ermordung der bekannten Journalistin Daphne Gauna Galizia.
Nach weiteren Hupfern zum Iran-Thema (Tel Aviv, Siko München) konzentriert sich der Film zusehends auf den Fall, der wohl in neuerer Zeit am meisten Furore gemacht hat, den Strache-Skandal in Österreich.
Der SZ und dem Spiegel sind die Beweis-Videos zugespielt worden. Hier fängt die skrupulöse Behandlung und Untersuchung des Materials an. Das sind Einblicke in den Recherche-Journalismus jenseits vom Jet-Set; juristische Absicherung der Texte, auch forensische Auswertung des Videomaterials und jede Menge redaktionelle Besprechungen. Diese wiederum geben einen aparten Einblick in das hübsche Türmchen der SZ an der Hultschiner Straße; der Film hält ein paar schöne Impressionen davon bereit.
Es gibt Treffen mit Informanten; das dürfte der Zwiespalt eines solchen Filmes sein, dass die Protagonisten einerseits durch ihre journalistische Arbeit und Anerkennung sehr bekannt werden; andererseits kann es durchaus gefährlich sein für einen Whistleblower oder einen Informanten, wenn er mit einem dermaßen bekannten Gesicht zusammen gesehen werden sollte – da kann es ja Zufälle geben.
Seit Citizen Kane ist das Pressewesen ein immer wieder aufregendes Topos für das Kino. Und auch dieser Film zeigt, dass Journalisten nach wie vor interessante und engagierte Typen sind; wobei Sagers Film doch primär ein PR-Prdukt für die SZ sein dürfte, sich nicht um Machtspiele in ihr oder um sie kümmert oder um die bestimmt schwierige wirtschaftliche Situation und wie weit der Recherche-Journalismus ihr hilft; eher versucht der Film, Vertrauen in die Presse herzustellen, die in neuerer Zei auch viel Diffamierung erlebte.
Der Strache-Coup, das ist das wahr gewordenen Journalisten-Märchen, das beweist, dass guter Journalismus sogar den Sturz einer schlechten Regierung herbeiführen kann, ein thrillerhafter Coup. Aber: kein Triumphgeheul, bitte.