Desire – Desearás al Hombre de tu hermana (Heimkinostart)

Softporno aus Argentinien in fescher 70er Jahre-Attitüde

Eine kleine Vorszene zeigt, worum es in diesem Film von Diego Kaplan nach dem Drehbuch von Erika Halvorsen nach ihrem eigenen Roman geht: um den weiblichen Lustfaktor. 

Die beiden Protagonistinnen Lucia (Mónica Antonópulos) und Ofelia (Carolina Ardohain) werden anfangs von kleinen Mädchen dargestellt, die jüngere, Ofelia ist präpubertär, während die ältere Schwester zumindest frühpubertär sein dürfte. 

Lucia und Ofelia schauen in ihrem mondänen Haus in einem Salon einen Western und Lucia spielt wild Reitbewegungen nach, Ofelia mustert ihre aufgeputschte, größere Schwester ganz genau von oben bis unten. Dann fällt Lucia zu Boden. Die verrückte Mutter (Andrea Frigerio) eilt herbei, diagnostiziert einen epileptischen Anfall (ab hier werden die Töchter mit Pillen gefüttert); Lucia jedoch weiß von diesem Moment an, was ein Orgasmus ist. 

Im äußeren Rahmen wird das Movie bald zum Hochzeitsfilm. Lucia heiratet Juan (Juan Sorini). Heimlich taucht bei der Hochzeit die der Familie entfremdete Sofia mit ihrem Lover Andrés (Guilherme Winter) auf. 

So ist die Ausgangslage skizziert, der Liebe Seitenblicke (so der spanische Originaltitel „Desearás al hombre de tu hermana“ – du begehrst den Mann Deiner Schwester), die viel spannender zu sein versprechen als die Routine einer Ehe, vor allem, wenn die eine der Schwestern, Ofelia, eine spruchreifere und ausgetüfteltere Idee von Sex und Orgasmus hat. Diese Ideen über Sex, Lust, Orgasmus werden teils als Monologe auf ein Tonband gesprochen – oder dann auch abgehört, auch voice-over ausgetauscht oder in Dialogen. 

Fürs Auge tauchen hübsche weibliche Körper in adrettem Bikini in einen Pool oder die Kamera mustert muskulöse Männeroberkörper. Der Film spielt in den in punkto Lust nicht zu bremsenden 70ern, als die Männer urwaldwilde Wuschelköpfe und mächtige Schnauzer trugen. 

Es gibt viel Nacktheit, immer kurz vorm Hard-Score-Film. Dazwischen gibt es Songs über die Liebe („Nimm mich“ oder „Unwiderstehlich“). 

Das Setting ist mehr als nur Upper-Class. Die Villa der Familie hat einen Innenhof mit Pool, zu welchem aus Kellerräumen Fenster führen, wodurch schwimmende weibliche Körper schön zur Geltung kommen. Die Wände des Poolraumes wiederum geben den Blick unter das Wasser eines weiteren Pools frei. Sehen und gesehen werden, sich zeigen und schauen, seinen Körper im Wasser räkeln. 

Dialogbeispiele: Was für ein Schockoladenstück, lass mal sehen, toller Hintern (Strandszene mit den zwei Brasilo-Brüdern). / Du willst ihn also küssen, und das am liebsten ohne Zunge. Und wie willst Du Roberto küssen? / Du hast Dich an der Muschi? Ja, an der Vulva habe ich mich verbrannt. Kann ich mal sehen? / Mama hat uns nie erlaubt, Möse oder Muschi zu sagen. / Juan, findest du es nicht unpassend, diese Grapefruit so auszulutschen? / Der Schwanz ist wie ein Minenfeld, gefährlich, explosiv, faszinierend … der Schwanz fühlt sich an wie ein sterbender Vogel, der in meinem Mund wieder zu Leben erwacht.

Dramturgisch spielen Rivalität und Machtspiele der beiden Schwestern eine Rolle (die jüngere rennt immer in die Fallen der älteren) und die Mutter (Andrea Frigerio) ist eine Crazy-Figur, die sich nach dem Tod des Vaters, er schwamm malerisch nackt auf dem Bauch im Pool, eine Würgeschlange names Bernhard als Lebensgefährten zugelegt hat. Die Gebrüder Roberto (Luis Lugo) und Enrique (Frantz Chini Etienne) erhöhen als erotische Sidekicks die Liebesspannungen. Es ist vielleicht eine Art von Filmen, als solcher prima gemacht, auf welche hin in Frankreich die Nouvelle Vague entstand. Oder auch: heutiges argentinisches Genrekino pur – und hält, was es verspricht. 

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