Elisa und das vergessene Weihnachtsfest

Vergessliche Welt.

Was ist eine Welt ohne Gedächtnis? Die kann ziemlich absurde Züge annehmen. Das wäre eine fundamental existenzielle Frage, die nach der menschlichen Identität, nach dem Sinn des Lebens. 

So weit treibt es der entzückende, norwegische Kinderfilm von Andrea Ackerbom nach dem Drehbuch von John Kare Raake nach einer Geschichte von Alf Proysen natürlich nicht. Er benutzt das als Ausgangslage für eine skurril-absurde Weihnachtsgschichte, in der es um das Feiern von Weihnachten, um den Weihnachtsmann, den Weihnachtsbaum und um Geschenke geht. 

Ausgangspunkt ist ein Adventskalender. Er kommt durch eine Ratte ins Spiel. Sie ist in dem bewussten Ort mit dem Gedächtnisverlust das einzige Wesen mit Erinnerungsfähigkeit. Und sie macht ihre Herrin, das ist Mädchen Elise, die nicht recht weiß, ob sie 8 oder 9 oder zehn Jahre alt ist, darauf aufmerksam, dass Weihnachten ist, indem sie einen schönen, vergessenen Adventskalender in Form eines kleinen Holzhauses mit 24 Fenstern ins Spiel bringt. 

Aber Elise weiß, da sie auch vom Wurm der Vergesslichkeit heimgesucht ist, nicht mehr, was das ist, Weihnachten. Wie auch. Ihr Vater betreibt den Hauswarenhandel „Isenkram“; er verkauft so gut wie nichts, da die Kunden immer vergesssen, was sie kaufen wollten. Im Nachbarhaus fällt Harald immer aus dem Fenster, weil er vergessen hat, dass er keinen Balkon hat. Zum Glück liegt vorm Haus ein Schneehaufen. Aber das hat er auch vergessen. Verkehrte Welt, die sich immer neu konstruieren muss.

Wie traurig, wenn man nicht mehr weiß, was der 24. Dezember bedeutet. Immerhin wird Elise neugierig und möchte wissen, was es mit diesem Datum auf sich hat. Das führt zu einer Abenteuerreise, in welcher das Mädchen verbotener Weise am Steuer eines kleinen Autos ins Nachbardorf fährt. Dort ist das Gedächtnis intakt und der Schreiner, der den Adventskalender gemacht hat, ein netter Mann, hilft der Vergesslichkeit von Elise und der ihrer Dorfmitbewohner auf die Sprünge. 

So eine absurde Welt ist sicher geeignet für Kinder, die gerade ein paar elementare Zusammenhänge der Welt begriffen haben und sich amüsieren dürften, wenn die drunter und drüber gewirbelt werden. 

Die Inszenierung ist marionettenhaft, das Bühnenbild nicht überladen mit dem Charme von Kinderzeichnungen und die Einführung in die Geschichte passiert ebenfalls im Stil der Marionettenbühne, es sind gezeichnete Figuren, die durch eine Kulissenwelt gezogen oder geführt werden. 

Die deutsche Synchronisation ist passabel, zwar nicht ganz nach meinem Gusto, ein bisschen mehr Charme und Weihnachtsmanntimbre hätte sie vertragen. Mit etwa 70 Minuten ist der Film angenehm kurz und kurzweilig dazu. Und mit dem Thema des Gedächtnisverlustes gibt er einen Hinweis, wie wir vielleicht Corona-Weihnachten – oder inzwischen: Corona-Ostern – verschmerzen könnten. 

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