Frausein.
Ein Thema, so vielfältig unerschöpflich wie das Leben.
Einen eigenen Zugang dazu suchen Anastasia Mikova und Yann Arthus-Bertrand mit ihrer hochglanzmagazinhaften, kalenderblattschön fotografierten Rund-um-die-Welt-Doku, wie der Titel sagt. Die Stimme sei das vereinigende behauptet er, auch wenn 2000 sonntagsschön herausgeputzte Frauen sich der Kamera vor schwarzem Hintergrund stellen, wenn sie nur schauen oder Fragen beantworten oder ein frauenspezifisches Thema aus ihrem Leben in wenigen, persönlichen und prägnanten Worten erzählen.
Das ist nicht die Schnell-schnell-Methode von so manchem Dokumentaristen, dem oft das Reisen wichtiger scheint als die Recherche vor Ort. Anastasia Mikova und Yann Arthus-Bertrand scheinen umfangreich recherchiert zu haben, müssen sich Zeit gelassen haben für ihre wunderbaren Protgonistinnen, müssen Herzlichkeit transportiert haben und Vertrauenswürdigkeit; denn es sind nicht nur hübsche Schicksale, es sind Schicksale, bei denen das Geschlecht Anlass für Zwangsheirat, Genitalerstümmelung, Säureanschläge, Gewaltanwendung durch das andere Geschlecht in der Ehe, als Vergewaltigung im Krieg, als Mädchenhandel oder durch Vorenthaltung von Bildung war.
Sie erzählen von der Frauwerdung in der Pubertät, vom Schönheitsthema, vom Bewusstsein des Frauseins in Familie, Beruf und Öffentlichkeit, vom Sex, von Verhütung und Abtreibung, von Aufklärung, von Mutterwunsch oder Unwissenheit, vom Altwerden, aber auch von sexueller Erfüllung, von gleichgeschlechtlicher Liebe, von Eigenliebe, von Selbstverteidigung und auch ISIS-Frauen kommen zu Wort, ebenso das Thema Frau und Karriere; die biologische Uhr .
Diese Rund-um-die-Welt-Doku unterscheidet sich substantiell deutlich von ähnlichen Dokumentationen, indem sie sich für die Protagonistinnen interessiert. Und sie unterscheidet sich von anderen Filmen zum Thema Frau, indem die Problematiken nie generell als Thema behandelt werden, sondern durch individuelle Einzeläußerungen persönlich formuliert werden; was ab und an auch eine Anekdote abwirft.
Es gibt als Zwischenmaterial Impressionen aus Familien, Ehen, von der Arbeit von Frauen, aber auch von emanzipativen Bewegungen, Frauen, die ihren Mann stellen, Unterwasser-Impressionen und ein Fassadenballett.
Der Bildungsgrad der Protagonistinnen erstreckt sich von einfacher Schulbildung bis zum Harvard-Abschluss und auch Politikerinnen kommen zu Wort, eine Frau, die 21 Jahre lang sich in Marokko immer wieder beworben hat, bis sie endlich Stadträtin geworden ist oder eine Ministerin.
Die Frau: ein komplexes Thema und vermutlich, wie angedeutet wird, sicherlich komplexer als das Thema Mann; aber auch, dass jeder Macho von einer Frau wohl dazu gemacht worden sei. Und so nebenbei, Frauen sind nicht der schlechteste Schmuck für die Kinoleinwand!