Ein bisschen bleiben wir noch

Klick hat es bei mir erst in der letzten Szene gemacht, und das ist wirklich humorvoll, wie hier der Titel dieses Filmes von Arash T. Riahi nach einem Roman von Monika Helfer von 1994 eingelöst wird. 

Themen sind Abschiebung, Flüchtlingsschicksal und Pflegeeltern. Es geht um eine Mutter (Ines Miro) mit zwei Kindern, Lilli (Rosa Zant) und Oskar (Leopold Pallua), Flüchtlinge aus Tschetschenien. 

Die Mutter ist von der Abschiebung bedroht; sie ist außerdem überfordert mit der Erziehung der beiden Kinder. Die Polizei schreitet ein, trennt die Kinder und bringt sie je bei bemühten Pflegeltern unter. 

Lilly kommt zu Ruth (Simone Fuith), die in einer Apotheke arbeitet, in einem riesigen Wohnblock wohnt und mit dem Einsatz ihrer ganzen Gefühle sich um das heranwachsende Mädchen kümmert und versucht, mit allen Mitteln dessen Vertrauen zu gewinnen. 

Oskar landet bei einer Lehrersfamilie. Die haben einen kleinen Schreihals, der noch im Laufgatter ist und eine Oma (die wundervolle Christine Ostermayer), die an Parkinson leidet. 

Viel Zeit verwendet der Film auf das Aufzeigen der Integrationsbemühungen, spart Probleme nicht aus. Lilli findet bald eine etwas reifere Freundin, die ebenfalls eine Außenseiterin ist. Die Mutter der beiden Kinder ist in die Psychiatrie eingewiesen worden; sie hatte einen erfolglosen Selbstmordversuch unternommen, wie die Polizei ihr die Kinder weggenommen hat. Aber die Familie findet wieder zusammen und klein Oskar kommt durch den Tod von Erika an etwas Geld, womit die Familie sich die charmante Verlängerung des Österreich-Aufenthaltes leistet. 

Dass ich mit dem Film ein paar Probleme habe, dürfte an Drehbuch und Regie (ev. auch am Casting) liegen. Schwer vorstellbar für mich ist, dass die Dialoge wörtlich aus dem Roman entnommen sind. Über weite Strecken stellt sich bei mir der Eindruck ein, dass es sich um eine überdeutliche Bemühung für besonders originelle Kamera und extrem geschmäcklerische Ausstattung handelt, dass der Fokus von Regie und Bearbeitung mehr auf den Äußerlichkeiten lag statt sich auf die innere Dramaturgie zu konzentrieren. 

Der Stimme der Autorin Monika Helfer bin ich erst am Schluss gewahr geworden. Was ein gewaltiger Unterschied zur ebenfalls österreichischen Literaturverfilmung von Maikäfer flieg von Christine Nöstlinger darstellt, bei der für mich von Anfang an die Autorin sich durch den Film bemerkbar machte. Hier aber erschien mir vieles weltfremd erfunden oder auch kunstgewerblich, obwohl die grauenhanften Dinge nicht ausgespart bleiben. 

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