Die Wand der Schatten – The Wall of Shadows

Unbezwungen

Die Ostflanke des Kumbhakarna ist unbezwungen. Darüber hat Eliza Kubarsaka mit zwei Protagonistengruppen einen Film gemacht, mit einem Sherpa und seiner Familie und mit drei Bergsteigern. 

Die Regisseurin interessiert sich mehr für die Menschen als fürs Bergsteigen, stellt einer der Kletterer leicht irritiert fest. Für den Ethnologie- und Mythologiefreund verführerisch schön fängt sie auf 4000 Metern Höhe mit der Sommeralpe der Familie der Sherpas an. Die Bilder enthalten alles, was den Nepalbegeisterten erfreut: das einfache, karge Leben, die Wimpel, Vögel, Kühe, Dung, Kochen in der Hütte, religiöse Zeremonien, ein Bild vom Dalai Lama, die Rückkehr der Familie, das sind Vater, Mutter und 16-jähriger Sohn, in die tiefer gelegene Siedlung. 

Voice-Over erzählt die Mutter die Geschichte des Berges, die mit drei Brüdern beginnt, von denen der eine begabter und begehrter war als die anderen, selbst nach der Verwandlung in das Bergmassiv, weil die zwei anderen Brüder auf den Tod des Begnadeteren sannen. Im Laufe des Filmes wird sie die Erzählung in Etappen weiterführen bis zum plausiblen Ende. 

Plötzlich rattern mit einem Heli drei internationale Bergsteiger in die Ethnoidylle. Jetzt wendet der Blick sich auf die Familie. Der Vater ist gezwungen, aus wirtschaftlichen Gründen als Sherpa zu arbeiten, denn dem Sohn soll eine Ausbildung als Mediziner ermöglicht werden und die Teppichverkäufe der Mutter florieren nicht besonders. 

Der Blick der Dokumentaristin richtet sich auf die Neuankömmlinge, auf die Vorbereitungen zu deren Versuch, die Ostflanke des Kumbhakarna zu bezwingen, ein hochriskantes Unternehmen, wie bald festzustellen ist, umso mehr, als das Team in dieser 3er-Kombination noch nie zusammengearbeitet hat. 

Der Zuschauer bekommt einen Eindruck, welch gewaltiges Gewicht so ein Sherpa auf seinem Rücken den Berg hochstemmt bis zum Basislager auf 4580 Metern und dann noch höher zu einem weiteren Camp auf 4800 Metern. 

Obwohl wunderbare Naturaufnahmen abfallen, ist der Blick auf die Menschen und ihre Organisation, deren Verhältnis zueinander, wer zahlt, befiehlt, da zählt die Erfahrung eines Sherpa wenig, ein Blick auf die Menschen, der sich wie ungewollt viel mehr dem Menschenbild aus der mythischen Berggeschichte annähert, als möglicherweise dramaturgisch beabsichtigt. 

Die Untermalung auf der Tonspur lässt sich von den Unwägbarkeiten eines solchen Berges inspirieren. Den überwiegenden Teil des Infogehalts liefert die Regisseurin mit ansprechend inszenierten Gesprächen unter den Protagonisten.

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