Nixen (VoD)

Der 29. 9. 95

ist der impressionistisch-harmonische Bezugspunkt dieses sensiblen Porträts zweier Schwestern. 

An diesem Tag haben sie, vielleicht etwa acht und neun oder zehn Jahre alt, gemeinsam eine Kassette aufgenommen, wovon Mädchen halt so träumen. 

In der initiierenden Szene sitzen Ava (Odine Johne) und Nene (Lucy Wirth) nebeneinander, man sieht sie von hinten, sie üben – heute – den Song mit einer gestischen Choreographie. 

Katinka Narjes, die Autorin und Regisseurin dieses Filmes, führt mit der Szene auch ihren Filmstil ein, der, was Ausstattung und Beleuchtung betrifft, in Richtung eines verträumt magischen Surrealismus weist. Jedes Bild ist gesetzt, inszeniert, die Farben, das Licht. Sie schafft es, eine heiter-gelassene Atmosphäre auf die Leinwand zu zaubern, in deren Zentrum ihre beiden wundervollen Protagonistinnen stehen. 

Und doch schweben Probleme mit im Raum, urmenschliche, Ur-Beziehungsprobleme. In dieser Phase wabert bei aller gezeigten Harmonie Ungeklärtes durch die Szenerie. Das zeigt sich an Kleinigkeiten, Scherben am Boden des ausladenden Bungalows, in welchem Ava mit Alex (Roland Bonjour) lebt, oder eine seltsam theatrale Begrüßung von Alex, wie er nach Hause kommt. 

Die Beziehung der beiden Schwestern ist innig wie anno 1995. Nene geht mit ihrem prächtigen Töchterchen Sabrina (Emelie Harbrecht) bei Ava und Alex ein und aus, dass momentweise im Unklaren bleibt, ob es sich gar um eine traumhafte Ménage à trois handelt. 

Die beiden Schwestern jobben gemeinsam in einem feinen Restaurant als adrette Bedienungen und treten offenbar in der Funktion von Unterhalten wie Barpianisten auf. Das ist vielleicht ungewöhnlich, dass eine Frau, die so vornehm wohnt, als Bedienung arbeitet. 

Die Story, die sich in dieser exquisiten Atmosphäre entwickelt, stellt Alex vor das Problem, dass Ava es nicht mehr mit ihm aushält und ausziehen will. Als dramaturgisches Movens schmeißt Alex Ava sofort raus, mit der Folge, dass bei ihr, aber auch bei Nene einiges durcheinander gerät, Gewissheiten, Gewohnheiten und Zuverlässigkeiten erschüttert werden. 

Katinka Narjes wetzt jedoch nicht das brutal analytische Messer zur Sezierung der Konflikte, dafür ist ihr der Porträtgedanke dieser Schwesterbeziehung zu wertvoll. Sie schafft es mittels ein, zwei Erfindungen, wofür ein Poolhaus neben einem Bungalow doch nützlich sein kann, das Verhältnis zwischen Alex und Ava wieder zu kitten und den Film zu einem Happy End mit Barmusik zu bringen; da ist der Kleinmädchentraum vom „little Bijoux“ dann doch zu verführerisch. 

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