Japan Too.
Diesen wunderbaren Film von Isao Yukisada auf den simplifizierenden Nenner à la Me Too auf japanisch zu bringen, wäre allerdings zu kurz gegriffen.
Der Herr Regisseur, wie der Protagonist genannt wird, Herr Furuya (Itsuji Itao), ist zwar ein immergeiler Mann, von Frauen mit gut gebauten Brüsten kann er die Hände kaum lassen und wenn keine Frau in der Nähe ist, dann muss die Nachbarin als Projektionsfläche für erotische Träumereien herhalten. Aber auch das ist zu kurz gegriffen.
Herr Furuya macht genau das, was auch dieser Film selbst ist: kleine Filme, solche mit wenig Geld, dafür aber mit hohem Anspruch. Herr Furuya dreht gerade wieder so einen kleinen, anspruchsvollen Film. Er selbst hat finanzielle Probleme, wohnt in einem bescheidenen Häuschen, seine Frau liegt im Koma im Spital wegen eines dubiosen Autounfalles, bei dem Herr Furuya sich das Bein verletzt hat; deshalb hinkt er.
Furuya ist aber auch eine cineastische Größe, die Studenten verehren ihn, es gibt eine Retro in einem Programmkino. In diese gerät er hinein in diesem Film über das Kino (selbstverständlich auch eine Liebeserklärung an dieses!), der sich über genau eine Arbeitswoche des Regisseurs erstreckt und in der er nie zuhause übernachtet.
Die Dinge entwickeln vom ersten Tag an Eigendynamik. Die Hauptdarstellerin kündigt, aber der Herr Regisseur ist gerade mit einer anderen zugange. Furuya ist ein kaputter Typ, dem man kaum zutrauen würde, sensible Filme über das Thema Liebe gedreht zu haben. Das erscheint als einer der Grundwidersprüche des Kinos, dass die, die die schönsten, haltbarsten und eindrücklichsten Filme machen, selber ganz schön kaputt sind, siehe Fassbinder (Enfant Terrible von Oskar Röhler).
Der Dreh ist abgebrochen, der Künstler frustriert, überdies spielt das reale Leben in Form von Geldforderungen in das träumerische Filmleben hinein, was den Regisseur umtreibt, denn das Spital droht, seine Frau rauszuschmeißen, wenn die Rechnung nicht beglichen wird. Diese Forderung setzt genügend Action für Dienstag bis Samstag in Gang, die in immer wieder grotesk und auch grotesk-erotische Szenen mündet mit pikanten Praktiken aber auch mit einer weiteren liebevollen Hommage ans Kino bei der Moderation zur Retro und dem Frage- und Antwortespiel mit dem Publkum. Hier sitzen nicht irgendwelche Leute, außerdem trägt Furuya das T-Shirt eines jungen Zuschauers. Wie es dazu kam, das könnte eine simple ‚Liebhaber muss fliehen‘-Story werden, ist aber von Isao Yukisada auch so hintersinnig wie gleichzeitig plump inszeniert, dass es nur schon wieder schön ist, wie nah doch das abgehobene Cineasten-Kino dem Leben immer wieder kommt, wenn es seine eigenen Ansprüche auf T-Shirt oder Frau anmeldet.