Carpe Diem.
Schwer zu referieren, diese filmessayistische Gedankenrieselei zum Thema Zeit, was ein ausuferndes und nie zu packendes Thema ist.
Immer möchte der Mensch die Zeit anhalten, gar durch die Zeit reisen (qua Erinnerung), möchte im Hier und Jetzt sein, wartet auf den Beginn eines Konzertes oder auf einen Bus, möchte seine Zeit optimieren, möchte Quality Time verbringen, bringt die Zeit zum Stehen mit einem Lockdown wegen Corona, möchte in den Flow kommen (über eine Zen-Schule auf dem Rigi).
Aber der Mensch hat kein Wahrnehmungsorgan für die Zeit. Die Zeit macht dem Menschen nur seine Vergänglichkeit deutlich. Wenn der Mensch vergeht, verliert er die Kontrolle. Zeit und Ewigkeit. Zeitmanagement. Die Sehnsucht, im Hier und Jetzt zu sein.
Literaten beschäftigen sich mit der Zeit. Schauspieler lesen Literaten. Fotografen versuchen unterschiedlich, den Moment oder den Ablauf von Zeit festzuhalten. Es gibt die Super-8-Aufnahmen der eigenen Kindheit von Zuckerwatte, kirchlicher Feier bis zur Achterbahn.
Zeit. Zeit. Timing. Bahnhof. Uhren. Wissenschaftler, Künstler, Ärzte beantworten Fragen der Essay-Dokumentaristin Angelika Keilhammer. Sie wiederum versucht die Zeit der Interviews im Zeitraffer festzuhalten: Aufbau der Interview-Situation, Licht, Ton, Einrichten des Protagonisten, der im Falle des Fotografen wiederum das Doku-Team ablichtet.
Berühmte Denker und Forscher haben sich zum Thema Zeit geäußert: Einstein; Blaise Pascal und das Problem, dass der Mensch nicht im Zimmer bleiben könne.
Munter und leicht purzeln die Sätze über die Zeit, weniger über das Sein, in dieser Doku. Man kann sich am Fernsehen jedenfalls öfter mit weniger Geist unterhalten als hier. 45 Fernsehminuten können leicht öder vergehen. Wobei: gerade die Leere ja auch ihren Reiz hat. Reizüberflutung und Zeit? Oder: jede Beliebigkeit hat Platz in der Zeit, wenn sie in Relation zu Zeit gesetzt wird, verliert sie an Beliebigkeit.
Die Zeitfrage ist immer auch mit der Sinnfrage verknüpft.