Das Kammerspielhafte dieses zweiten Teils des Tatorts „In der Familie“ bekommt ihm ganz gut, entfernt ihn aber von sich selbst und macht es unwichtig, dass die Action, so wenig das angenehmerweise ist, nicht sonderlich gut inszeniert ist.
Dieser 2. Tatortteil fängt unter der Regie von Pia Strietmann gefühliger an als der erste unter der Regie von Dominik Graf (der mit Tempo versuchte, gegen das Fremdeln im Norden anzukommen), verwirrend aber auch im bayerischen Gebirge unter lauter Mafia-Leuten, die so inszeniert sind, als ob man Mitleid mit ihnen haben sollte und zwei Personen aus dem ersten Teil, die aber vollkommen anders aussehen und auch anders spielen, so dass die Kontinuität der Figuren nicht selbstverständlich rüberkommt und dann noch das Gerede vom Zeugenschutzprogramm, das verwirrt und zäh wirkt wie die Handlung anfangs. Das Drehbuch ist immer noch von Bernd Lange.
Wer ist hier mitten in der Mafia im Zeugenschutzprogramm? Nach langem narrativem Frühnebel kann man es sich und in der Erinnerung grabend zusammenreimen.
Die wolkige Musik säuselt den Geist ein.
Zum Kammerspiel wird dieser Tatort, weil er sich auf wenige Figuren konzentriert und viel Tatort-Routine-Personal vermutlich in Corona-Sonderurlaub geschickt hat.
Die Figur, die wirklich anrührt in seiner schlaumeierischen Ehrlichkeit ist Florian Brückner als Baudezernent, der für das erste Opfer in diesem Tatort einspringen muss. Um ihn herum: Pappfiguren.
Des Baudezernenten Tod wird zu Beginn gezeigt, was nicht für Erhellung sorgt, da keineswegs klar ist, um wen es sich handelt. Genau so krampfig wie im ersten Teil, als die zwei Münchner Kommissare mit einem Haftbefehl persönlich in den Norden fuhren, geau so merkwürdig mutet es an, dass plötzlich der erstklassige Sprecherkommissar aus dem Norden, der ganz stolz darauf scheint, dass er offensichtlich die eine oder andere Pointe selber in seinen Text hineindichtet, im bayerischen Alpenvorland auftaucht und persönlich die News bringt, dass von hier aus auf das Handy der ersten Toten des Doppeltatortes angerufen wurde. Ein Irrläufer aus der Zeit der Postkutsche.
Tochter sucht Mutter – und weiß nicht, dass sie tot ist. So arbeitet vielleicht die Corona-Nachverfolgung aber hoffentlich nicht die Kriminalpolizei. Immerhin, man würde dem bleichen Kommissar gleich einen anschließenden Urlaub in der frischen Luft der Alpen gönnen, auf dass er ein bisschen auffrische.