Maternal

Kindsvernachlässigung.

Ein Thema, was immer mal wieder auf der Leinwand aufscheint. Demnächst aus der Schweiz mit Platzspitzbaby, eine Mutter, die auf Drogenentzug ist und eigentlich nicht fähig, die elterliche Verantwortung für ihre Tochter zu übernehmen. Oder kürzlich aus Chile Ema, die wild lebt, tanzt, liebt und ihr adoptiertes Kind zurückgeben möchte. 

Jetzt aus Argentinien ist es Luciana (Agustina Malale), ledige Mutter, fasziniert von den Kerlen, magisch angezogen von Schlägertypen, eine Gossensprache sprechend und unzuverlässig in der Versorgung ihres Töchterchens Nina. Abgekürzt wird sie Lu gerufen; könnte eine deutsche Kurzform von Luder sein. 

Lu ist untergebracht in einem Nonnenkloster, das sich lediger Schwangerer und unverheirateter junger Mütter und deren Kinder annimmt. Lu teilt ein Zimmer mit Fatima (Denise Carrizo). Die ist anfangs des Filmes schwanger und unterstützt Lu in ihren Ekapaden, leiht ihr Geld, wenn sie sich sexy anzieht für ihr Ausbüchsen aus dem Kloster, um sich mit unguten Kerlen für Sex zu treffen. 

Lu verschwindet auch mal für Tage. Unhaltbare Zustände für das Kloster und das Kind. Sie gaukelt Fa vor, dass sie beide als ledige Mütter zusammenziehen wollen. Fatima bringt ihr Kind zu Welt. Lu ist mal wieder weg. 

Im Kloster ist eine Elevin aus Italien angekommen, Paola (Lidiya Liberman). Sie wird in ihrer glaubensstrahlenden Art zu einer Ersatzmutter für die kleine Nina. Der Konflikt spitzt sich auf der Frage zu, ob Lu die elterliche Gewalt wegen Kindsvernachlässigung entzogen werden soll. 

Maura Delpero, Drehbuch und Regie, schildert die Vorgänge um Lu und ihr Kind beinah meditativ. Sie bleibt eine neutrale Beoachterin, nachdenklich das Milieu schildernd, nicht einen Moment Partei ergreifend, weder für noch gegen die Kirche, weder für noch gegen die „gefallenen Mädchen“. Sie lässt die beiden Welten unterm Dach der Kirche leben, sich ein Stück weit tolerierend, auch wenn es den Nonnen schwer fällt, eine Party der ausgelassenen jungen Damen zuzulassen. Delpero umschifft das Risiko des Klischees, des leichten Ausspielens der Gegensätze dieser beiden Welten. Sie horcht in die Figuren hinein, in ihre Needs und beobachtet die Vorgänge in dieser Menschengemeinschaft mit filmsüßen Kindern. 

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