Hexen, hexen

Hollywood lebt!

Ein Kritierum, wenn man einen Film Revue passieren lässt, ist immer auch, ob der Film es schafft, generell eine Begeisterung für Kino zu wecken, oder ob es sich lediglich um einen guten oder sehenswerten (oder auch nicht) Film handelt. 

Kinobegeisterung schafft Robert Zemeckis allemal, der mit Keny Barris und Guillermo del Toro auch das Drehbuch nach dem Kinderbuch von Roald Dahl geschrieben hat. Das liegt am harmonischen Zusammenspiel verschiedener bestens eingesetzter Faktoren, an der lässigen Könnerschaft.

Zuallererst an einer klar und nachvollziehbar geschilderten Story. Der Hero Boy (der fantastische Bub Jahzir Bruno) verliert bei einem Autounfall beide Eltern. Seine Großmutter (Octavia Spencer, auch sie eine weitere, großartige Besetzung) nimmt den verstörten Buben zu sich. 

Mit Aufmerksamkeiten bis hin zum fetzigen Tanz holt sie ihn aus seiner Reserve heraus; aber auch mit einer weißen Maus. Damit macht sie den Weg frei für die Hexengeschichten. Im Supermarkt begegnet dem Buben so eine Hexe und quält ihn von nun an. 

Auch wie Zemeckis solche Dinge erzählt, die erste Begegnung mit der Hexe in ihrem fantasievollen, anziehend wie gleichzeitg abschreckenden Gewand, schafft er es, Kinobegeisterung zu wecken, auch immer wieder mit wohl dosierten, kühnen Kamerfahrten. 

Die Oma möchte dem Jungen eine Wohltat angedeihen lassen und fährt mit ihm für einige Tage in ein prunkvolles Luxushotel. Kleine Irritation am Eingang, der schwarze Diener weiß nicht so recht, wie er mit der pummeligen, unkonventionellen Oma umgehen soll, sie entspricht nicht seinem Bild von Herrschaft. Solche Details sind die kleinen Aparts, die diesem Kino das Krönchen aufsetzen. 

Von wegen Hexenflucht. Im Hotel tagt gleichzeitig ein Kongress wohltätiger Frauen, die sich für die Prävention von Gewalt an Kindern einsetzen. Denkste. Es sind Hexen! Auch wie diese Entpuppung geschildert wird, der Auftritt der Gruppe, allen voran die krass und knallig geschminkte und ausgestattete Anne Hathawa als die Oberhexe, das sind überzeugende Showakte. 

Die extravaganten Ladies bringen die Story ins Rollen. Denn Tiere sind im Hotel nicht erlaubt, aber die Oberhexe kommt mit ner Katze an. Und Hero Boy hat seine weiße Maus reingeschmuggelt. 

Die Faszination von Kino knallt bei Zemeckis auch von der Leinwand, indem seine Gags folgerichtig in die Handlung eingebunden sind und nicht wie in anderen bombastischen Hollywood-Kinderfilmen, die Gags um des Gags willen unendlich ausgedehnt und auch wiederholt werden. Hier bei Zemeckis ist jede Situation kitzlig, jede eingebettet in die Geschichte. 

Wie der Hero Bub und und auch der pummelige Junge von anderen Gästen auch noch in Mäuse verwandelt sind (mit den entsprechend brillanten Hokuspokus-Aktionen; und dabei wird klar, dass auch die weiße Maus, die Oma dem Hero Boy geschenkt hat, ein verzaubertes Mädchen ist), ergibt sich daraus eine größere Sequenz, die an Ratatouille erinnert, wenn die Mäuse sich in der Küche des Hotels zu schaffen machen, um ein gewisses Ingredienz in die Suppe der Tafel der Damen zu schmuggeln, allein dieser Vorgang, eine mäusische Helden- und Artistiktat, genau so wie der schwierige Versuch, aus dem Zimmer der Oma über eine an einem Faden herabgelassene Stricksocke in das darunter liegende Zimmer der Hexe zu gelangen und die Ingredienz zu klauen.

Das mag mit ein Grund sein, warum es reinen Spaß macht, der Handlung zu folgen, weil alles eine Folgereichtigkeit hat, wenn man bereit ist, die zugrunde liegenden, frei erfundenen Behauptungen zu akzeptieren. Und das tut der Kinogänger liebend gern, wenn er für eine angenehme Kinolänge in eine verrücte Zauberwelt entführt wird und den Hygienebürokraten-Unsinn vergisst, dass er inzwischen im Kino selbst beim Schauen die Maske aufbehalten muss – weil, kann ja sein, dass in Hexenfilmen Corona sich im Saal zu schaffen macht. 

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