Der Boandlkramer und die ewige Liebe

Barocke Lüftlmalerei

durchdrungen von Liebe zu Bayern (und dessen Schauspielern!) und zum Kino, ist dieser letzte Film von Joseph Vilsmaier nach einer Idee von Michael Bully Herbig. 

Herbig hatte schon 2008 in Joseph Vilsmaiers Verfilmung von „Die Geschichte vom Brandner Kasper“ den Boandlkramer gespielt. Offenbar hat er sich verliebt in diese Rolle und hat nun zusammen mit Marcus H. Rosenmüller und Ulrich Limmer ein Drehbuch über diese bayerisch-populäre Figur des Todes geschrieben, die er selber nochmal spielt. 

Wenn mich die Erinnerung nicht täuscht, spielt Herbig die Rolle ohne jede Entwicklung noch genau so, näher am Kindertheater als an Carl Valentin oder an einer expressionistischen Figur wie eines Conrad Veidt. 

Die Geschichte ist schon weich genug. Der Tod hat Erbarmen mit einem Jungen, den er dem Jenseits zuführen soll. Das Gefährt mit den Särgen drauf ist eine filmmalerische Angelegenheit, vor allem im waldlosen Gebirge; das Sujet wird ausgiebig durch den Film gefahren. 

Das Mitleid mit dem Jungen und dass der Tod ihn verschont, bringt diesen in die Bredouille, denn an der Himmelspforte wird das Fehlen einer Anlieferung bemerkt. So stupst es den Tod in den Teil des Filmes, der zum Hochzeitsfilm zum (ungefähr der dritte deutsche Hochzeitsfilm in kürzester Zeit nach Hello Again und Es ist zu Deinem Besten). 

Gefi (Hannah Herzsprung) soll heiraten, weil ihr wirklicher Geliebter noch nicht aus dem Krieg zurück ist. Der Film spielt in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, das gibt schöne Autos ab oder man kann einen Konrad Adenauer am jungen deutschen Fernsehen zeigen. 

So entscheidet Gefi sich für die zweite Wahl. Der verschonte Bub Max ist das Kind des noch nicht heimgekehrten Vaters und von Gefi.

Bully herbig kämpft mit Gefühlen bei einer Figur, die ihren Reiz aus ihrer Unbestechlichkeit beziehen soll und daraus, dass es eine abstrakte Figur, eine Symbolfigur ist. Ja, er soll etwas über Gefühle lernen, soll lernen, wie man sich für eine Frau attraktiv macht. Ein mitfühlender, ein mitleidiger Tod.

Der Tod und Gefühle, das geht ganz furchtbar schief, genau so wie der Versuch, Dick und Doof nachzuspielen. Das ist sicher unglücklich, vorher einen Originalausschnitt der beiden und ausgerechnet wie sie tanzen, in den Film zu schneiden; das macht die künstlerisch substantielle Differenz umso schmerzlicher. 

Dass der Tod mit einem Aussprachefehler kämpft, dass er ständig zu grimassieren versucht, große Augen macht: Kasperltheater (wobei das als philosophischer Hinweis gelesen werden kann, als eine Interpretation). Aber dieses Todes Need scheint einzig zu sein, unbedingt unterhaltsam sein zu wollen. 

Vilsmaier hat vor der Kamera eine gute Corona bayerischer Schauspieler versammelt, aber sie haben vom dünnen Drehbuch her kein Futter, sie haben zwar Routine genug, dadurch nicht nackt dazustehen, aber mehr ist auch nicht. 

Man kann den Film als Vermächtnis von Vilsmeier lesen, wie er das Kino und die Schauspieler und das Bayerische liebt – aber das Drehbuch kann dem keinen vernünftigen Boden geben. So bleibt es eine schöne, leere, leinwandschmeichelnde leere Hülle; bestenfalls eine barocke Lüftlmalerei als Liebeserklärung an das Bayerische und an das Kino.

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