Astronaut

Kunst des Erzählens.

Eine Kunst des Erzählens, auch des filmischen, besteht darin, dem Zuschauer, dem Leser oder dem Zuhörer von Anfang an klar zu machen, was passieren wird. Dass, wie hier im Film von Shelagh McLeod, der alte Ingenieur Angust (Richard Dreyfuss), immer schon davon geträumt hat, in den Weltraum zu fliegen und dass er im hohen Alter, wie Tochter Molly (Krista Bridges) und Schwiegersohn Jim (Lyriq Bent) ihn gerade ins Altenheim verfrachtet haben, von einer Lotterie erfährt, als deren Hauptgewinn ein Platz bei einem kommerziellen Weltraumflug winkt. Und – so viel darf auch verraten werden -, dass er unter Hundertausenden von Einsendungen unter die zehn Favoriten kommt. 

Die Kunst des Erzählens besteht darin, eine bereits bekannte Geschichte so zu schildern, auszumalen, dass der Zuschauer trotzdem – oder gerade deswegen – gebannt ist und Raum und Zeit um sich herum, oder auch die Corona-Chose, ganz vergisst, weil die Erzählerin ihn wie einsten Dr. Faustus seine Studenten an der Wandtafel an der Nase herumführt. 

Bei Shelagh McLeod funktioniert das aber nicht nur wegen dem Erzählmuster, wie sie in den einzelnen Szenen die Spannung aufbaut, dazu gehören in einem fiktionalen Film die Schauspieler, die der Erzählung Glaubwürdigkeit verleihen, so dass der Zuschauer auch nachschauen will, ob es sich wirklich so verhält, wie angekündigt. Das gelingt hier besonders gut, weil Richard Dreyfuss die Hauptrolle verkörpert. So einer steckt das ganze Ensemble um sich herum an mit seiner Bescheidenheit des Zurücktretens hinter die Rolle. 

Dabei stört nicht sonderlich, dass die Altersresidenz klischeehaft geschildert wird, so lange es der Erzählung hilft, kein Problem. Es ist insofern auch ein Themenfilm, aber ohne eine einzige bei solchen Filmen üblichen merkwürdigen Ambitionen, als es um das Thema des Alters geht, dass alte Menschen gerne in Heimen abgestellt werden, auch darum, ihre bisherigen Existenzen aufzulösen und zu einer solchen Erzählung passt wunderbar eine Schrulle wie die Geschichte von der dementen Oma, als der verstorbenen Gattin von Angus, die sich in ihrer Krankheit die unglaublichsten Geschäfte hat aufschwatzen lassen, wie eine Herde von Eseln, die sie nonchalent mit ihres Mannes Kreditkarte beglichen hat. Deshalb gibt es jetzt auch ein paar Finanzprobleme zu lösen, wofür der Gewinn der Raumfahrt, der mit einer erklecklichen Geldsummer versüßt wird, hilfreich sein könnte. 

Der Film versteht es, frühzeitig die Träume von diesem Flug zu begraben, aber gleichzeitig die Hoffnung doch noch irgendwie am Kockeln und den Zuschauer bei der Stange zu halten, denn ein paar Fähigkeiten und Erfahrungen von Opa im Umgang mit Teer könnten für den Start, das hängt mit der Piste zusammen, noch nützlich werden. 

Es sind die Details, für die sich Shelagh McLeod Zeit nimmt und auf diese Weise eine gemütliche Behaglichkeit verbreitet. Das feine Altenheim, und teuer dazu, nennt sich Sundown Valley Manor, Landhaus Tal des Sonnenuntergangs. 

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