Angenehm trocken
und in keiner Weise romantisierend erklärt Herbert Pöhnl als Kommentator und Protagonist in dieser Dokumentation von Jürgen Eichinger (Redaktion: Ulrike Lovett) Entstehung, Geschichte und Probleme des Nationalparks Bayerischer Wald.
Pöhnl hat das Projekt von Anfang an, also seit 50 Jahren, begleitet. Er machte Fotos, schrieb Texte. Er kennt sich aus.
Der Film ist also keine deutsche Hymne an den Wald. Er ist eine Informationsbroschüre begleitet von Drohnenaufnahmen über unberührtem Waldgebiet.
Es ist auch eine Geschichte der Menschen und Auseinandersetzungen zwischen jenen, denen der Walt Heimat ist und jenen, auch in München, die den Wald in einem größeren Zusammenhang und in einer Vorreiterrolle für Naturparks sehen. Es ist ein Kampf zwischen radikaler Urwaldphilosophie, die der Natur alle Regenerationskräfte selber zutraut und den Kontrollmenschen, die in die Fichtenmonokulturen eingreifen, wenn der Borkenkäfer sie befällt.
Die Demokratie verlangt Kompromisse und einer davon war vor 20 Jahren der, dass in einem Erweiterungsgebiet des Nationalparks der Borkenkäfer noch bekämpft und das aus diesem Grund geschlagene Holz abtransportiert werden soll. Das Resultat heute ist so krass, dass heftige Erweiterungsgegner von einst, die diesen Kompromiss erzwungen haben, heute selbst erkennen, dass in einem tschechischen Nachbargebiet, wo der Borkenkäfer auch wütete, aber nicht eingegriffen wurde, heute ein sprießender Nachwuchswald ans Licht drängt, während im bayerischen Stück mit der Regulierung die Natur heute ärmlich und armselig nur aus unattraktivem Wiesengrünzeugs besteht, weil dem nachwachsenden Wald jede Nahrung entzogen wurde und weil er in einer Wiese nicht wachsen kann: deprimierend. Ex-Ministerpräsident Stoiber erhält hier Jahrzehnte nach dem Kampf mit den Nachbarn eine Bestätigung.
Pröhl holt fallweise zu seinem Gang durch den Nationalpark Menschen hinzu, die damit zu tun haben, Fremdenführer, Förster, aber auch einstige Gegner der Erweiterung. Fallweise sind auch Archivaufnahmen aus dieser wechselhaften Geschichte eingeschnitten.
Vielleicht sollte der Mensch sich mit dem Kampf gegen Corona ein Beispiel am Wald nehmen und an die Selbstheilungskräfte von Natur und Mensch glauben. Die Schäden der radikalen Borkenkäferbekämpfung sind kaum mehr reparierbar; während Gebiete mit Windwurf, Totholzflächen und vom Borkenkäfer abgestorbener Wald längst wieder massiv grünen. Zu schweigen von der touristischen Attraktivität eines solchen Waldes.