Oktoberfest 1900 (Folge 5 und 6) (ARD, Mittwoch, 23. September 2020, 20.15 Uhr)

Notizen noch vor der Sichtung dieser 5. und 6. Folge der Reihe: sie ist nicht gut erzählt: Möchtegern-Saga wie die einst berühmte amerikanische Serie mit den Ölclans („Dallas“) und hier jetzt mit den Bierclans, wobei vor allem vom Eindringling, dem Preussen, viel zu wenig Umfeld bekannt ist, er ist der kapitalistische Depp (einzig die Bestzung hilft, das etwas abzumindern). 

In Folge drei und vier. Der Preuss muss den Jungen mit diesem Schlagring mindestens totgeschlagen haben; das erzählt die lausige Action – aber dem war nicht so; es war wohl nur halb so schlimm als wie es ausgesehen hat. 

Fazit nach 6 Folgen ist die Frage, warum es so gar keinen Spaß macht, diese Serie zu schauen. 

Die Erzählung ist zu hackelig. Die Dialoge sind nicht so, dass die Darsteller durch sie zu Profil finden können, sie bewegen sich zwischen Allgemeinplätzen (über Kapitalismus) und Texten der Vorteilsuche, nebst eingestreuten, erfundenen Beziehungs- und Liebsgeschichten. 

Die Menschen sind eindimensional, alle nur auf ihren Vorteil versessen, ständig wird jemand abgemurkst, die Action ist schlecht gefilmt und der Oberhammer dürfte der sein, dass erst ganz am Schluss, wie aus Torschlusspanik, weil der Film merkt, dass es an tragenden Säulen fehlt, in wenigen Sekunden Schnelldurchlauf die Motivation von Prank in den Film eingebracht wird; ein Essential, was unbedingt an den Anfang gehörte oder wenn nicht, dann müsste aus der Rolle – auch ihren Texten – klar werden, dass da mehr als nur kapitalistische Arschigkeit dahinter steckt, unbedingt als Wirt auf das Oktoberfest zu wollen. 

Die Intriganten im Rathaus sind eindimensional-klischeehafte Figuren. Die Morde haben kaum Folgen, die Schlägereien die, dass viel seltsames Rot auf die Gesichter der Schauspieler aufgetragen wird; man kann sich für keine der Figuren erwärmen. 

Etwas erreichen die Macher sicher: sie erleichtern es einem, dieses Jahr auf das Oktoberfest zu verzichten, ein Fest, was offenbar in einer Geister-Spukstadt (wie nächtliche München-Ansichten zeigen; eher eine Vampirstadt – das wiederum ist ja nicht so übel!) auf Blut und Ungesetzlichkeit gebaut ist. 

Wo liegt der Wurm begraben? Offensichtlich ist, dass die ARD mit diesem überdimensionalen Projekt an Vorbilder wie „Dallas“ anknüpfen möchte, wo es um den Kampf reicher Ölclans geht. In Bayern eine Nummer kleiner, der Kampf von Bierbrauern oder Bierbaronen um Plätze auf der Wiesen, der mit allen Mitteln ausgetragen wird. 

Weshalb die Erzählung mich kaum vorm Bildschirm halten würde, wenn ich freiwilliger Zuschauer wäre: die Erzählung hinkt an allen Ecken und Enden. Vielleicht ist es schlicht das Problem, dass trotz einer Heerschar von Autoren und vielleicht auch Möchtegernautoren nicht genügend Mittel vorhanden sind, Figuren und Handlungsstränge auf Plausibilität hin durchzuarlbeiten; zu oft kommen Texte vor, die wie aus Drehbuchratgebern entnommen scheinen und die nicht dazu angetan sind, die Sprecher zu charakterisieren und damit als Spielfiguren interessant und spannend zu machen; weshalb die Handlung immer so abrupt rumhupft, weshalb das Zuschauerinteresse nie so richtig anknüpfen kann; das hat zur Folge, dass das Kamera- und Beluchtungsgroßgetue ermüdend wirkt. 

Die Serie kommt aufgemotzt und hohl daher. Überwiegend gründlich misslungene Szenen: das Fingerhakeln, das Mähen im Korn, das Intrigengespräch in der Kirche, die Irrenhausszene, die Szenen der Brauervereinigung und und und. Insofern ist auch das Zwangsgebührengeld hinausgeworfenes Geld, weil die Diskrepanz zwischen Ambition und realer Möglichkeit, die der Sender vorgibt, zu groß und nicht erfüllbar ist; Grund genug, nicht nur gegen eine Erhöhung der Zwangsgebühr zu sein, sondern sogar eine Senkung derselben zu fordern und auf die Produktion solch haltbarer Ware zu verzichten. 

So wirkt die Geschichte letztlich zäh, weil zum Kontent nicht die Menschen, sondern lediglich ihr Vorteilsstreben gemacht wird; weil sie sich lediglich in einem Kosmos von Ordnunswidrigkeit und unsauberem Gewinn bewegen. Das wiederum führt dazu, dass es kompensatorisch zu „ad hoc“-Dramen kommt. Kurz vor Schluss geht dem Film noch der Atem aus, da scheint es, werden wild Restetakes zusammengeschnitten. Zangengeburt aus einer zwangsgebührenfinanzierten, weisungsgebundenen Verantwortungsverzichts-Hierarchie. 

ROTE KARTE DES ZWANGSGEBÜHRENZAHLERS!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert