Malak (DVD)

Ein Stück deutscher Realität

roh und blutig, also ob ein Stück Fleisch aus einem Körper rausgeschnitten worden wäre, dabei das Kanaken-Deutsch, das seit Fatih A’kin im deutschen Kino und TV salonfähig und klischeehaft geworden ist, zu einer sprachlichen Härte gepeitscht, was aus dem düsteren Genrefilm ein remarkables B-Movie macht. 

Als ob über dem Film die Überschrift zu Dantes Hölle steht, „lasst alle Hoffnung fahren“, hier heißt es an einer Stelle über den zentralen Ort des Geschehens, ein anonymes Hochhaus am Rande einer deutschen Stadt (gedreht ist in Hannover worden), „Alles hoffnungslose Familien ohne Zukunft“. 

Timo Hinkelmann beobachtet oder berichet in seinem Film über eine dieser Familien. Er tut dies über zwei Zeitpunkte, in Schwarz-Weiß erzählt sind es Baba (Lewis Lovely Asamoah), Mama Mariam (Veronique Aleiferopoulos), Kazim und Zahra, die in der ersten Phase noch Kinder sind und in der zweiten, farbigen Phase Erwachsene (Bunga Loperz und Carla Sow). 

Zarah geht auf den Strich, wie soll sie sonst leben. Die Familie ging in Brüche, weil Baba Spielschulden hatte mit Gefängnisfolgen. Mama ist abgehauen. Hinkelmann taucht tief ein in die Hoffnungslosigkeit dieses Milieus von Zuhälterei und Drogenhandel. 

Der Oberboss ist Burak (Daniel Chadalakian Kurz), der extrem grimmassierend seine Vorstellung eines solchen Übeltäters auf die Leinwand bringt, garantiert nicht so, wie ein öffentlich-geförderter Film es täte. 

Es ist eine harte Welt; es gibt kaum ein kompensatorisches Gegengewicht von Gefühligkeit und Idylle. Das Leben ist ein Kampf und ein Fluchen und Schimpfen und Sich-Prostituieren. Wobei der Islam durchgängig dabei ist. Es sind praktizierende und im weiblichen Falle kopftuchtragende Muslime. Aber es kümmert sie wenig, wie sie ihr Geld verdienen. Da ist kein Unterscheid zum Christentum, was von Christen schon alles für Verbrechen begangen worden sind. 

Ob das jetzt zynisch gemeint ist oder stocktrocken feststellend, sei offen gelassen, seinem Film voran stellt Hinkelmann (ein Künstlername?) eine Sure aus dem Koran „Der Glaube an die Engel gehört zu den grundlegenden Verpflichtungen der Muslime. Wer an Gott, seine Engel, seine Schriften, seine Gesandten und den jüngsten Tag nicht glaubt, ist damit (vom rechten Weg) weit abgeirrt.“(Sure 4, 136; eine ähnliche Aufzählung: Sure 2, 285) und die Erklärung, dass Malak Engel heiße. 

Musikalisch untermalt Hinkelmann seinen Film auf top-notch-Niveau vom Surengesang über Klassik, Hip-Hop und weitere. Düsteres Hannover-Melo. Spannende, harte Gegenposition zu den Hamburger und Berliner Kanaken-Filmen. 

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