Semper Fi

In ewiger Treue

Semper Fidelitas, ewige Treue, das ist ein Spruch der in einem Gemeinschaftsraum der US Marines zu finden ist. Treue weit über das Gesetz hinaus. Nibelungentreue vielleicht auch. Treue von hermetischen Männern ohne weitere Nachfragen. Treue in der Kameradschaft. Treue im Krieg. Treue nachher im Privatleben. 

Der Film von Henry Alex Rubin, der mit Sean Mullin auch das Drehbuh geschrieben hat, darf getrost als ein Propagandafilm für die US Marines gesehen werden; er ist unumwunden „dedidated to the Loyalty and Sacrifice of the US Marines“, also der Loyalität und der Opferbereitschaft der US Marines gewidmet, egal, wofür die sich opfern, für einen sinnlos und auf Lügengebäuden beruhenden grauenhaften Krieg im Irak oder in Afghanistan. Der Film spielt zur Zeit des Irakkrieges. 

Nicht dass der Regisseur Rubin nichts von der Propagandafilmerei verstünde. Seine Darsteller spielen überzeugend Provinzmänner in Neuengland in der Nähe der kanadischen Grenze. Die Rührgeschichte, in die die Propaganda verpackt wird, ist diejenige der beiden Halbbrüder Callahan (Jal Courtney) und Oyster (Nat Wolff). Da gibt es düstere Kapitel in der Vergangenheit und eine Schlägerei mit tödlichem Ausgang in einer Bar lässt Oyster in den Knast wandern; auch wegen einer von den Staatsorganen erpressten Falschaussage. 

Derweil ballern sein älterer Halbbruder und seine Kumpane im Irak herum. Einer landet im berühmten Walter Reid Militärspital; das zeigt, wie gut die Amis für ihren zerfetzten und teilzerfetzten Kameraden aus unsinnigen Kriegen sorgen. 

Das Vertrauen in den Staat und seine Organe ist in Amerika nicht besonders groß; das befördert das Selbstjustizdenken. 

Da Brüderchen Oyster im Knast übel mitgespielt wurde und das auf legalem Wege kaum aufzudecken und zu korrigieren ist, entscheiden sich Callahan und seine Freunde, nach der üblichen Bedenkerei, zu einem Akt der Selbstjustiz, der in spannender Thrillermanier zum Höhe- und Schlusspunkt des Filmes führt. 

Was mich wundert, ist, dass Filmverleiher immer wieder dazu neigen, solche amerikanischen Kriegspropagandafilme bei uns ins Kino zu bringen. Mir ist jedenfalls keiner davon bewusst, der hier Furore gemacht hätte. Das Menschen- und speziell das Männerbild, was hier serviert wird, ist schon sehr, sehr eingeengt, sehr, sehr eng, eindimensional – erschöpft sich in blinder Treue und Kameradschaft und etwas Muskelaufbau – und ist in keiner Weise entwicklungs- oder lernfähig; Figuren offenbar mit zwingendem Provinzschicksal – und den wenigen Frauen ergeht es, was die Rollen betrifft, noch beschissener. 

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