Heimat Walchensee.
Der Walchensee als Dreh- und Angelpunkt für das Leben von 5 Generationen starker Frauen einer Familie.
Die Filmemacherin Janna Ji Wonders wäre die vierte Generation. Ob sie je das Café am See weiterführen wird, das ist kein Thema in ihrem Film; sie gibt im Abspann lediglich zu verstehen, dass sie noch dort wohnt.
Zentrum ihrer sehr persönlichen und familiären Familienbefragung oder Familienaufstellung ist ein Gespräch mit ihrer Mutter Anna. Dabei eröffnen sich überraschende Perspektiven und Geschichten weit über das bayerische Voralpenland hinaus mitten hinein in die Generation der bundesrepublikanischen 68er.
Da in der Familie früh schon fotografiert worden ist, wie es überhaupt literarisch-künstlerische Adern immer gegeben hat, die auch Tagebuch geführt oder Briefe geschrieben haben, kann die Filmemacherin auf einen reichen historischen Bilder- und Textschatz zurückgreifen, der weit zurückgeht in die Familiengeschichte bis in den ersten Teil des letzten Jahrhunderts.
Da ist ihre Uroma an den Walchensee gezogen sein, weil sie das Café ihrer Eltern an einem anderen bayerischen Voralpensee nicht weiterführen wollte, da ihre Schwester gestorben war. Also früh schon ein dunkler Akkord in der Familie, ein Erlebnis, was die immer höchst gepflegte Dame tief und vermutlich nie besprochen belastet haben muss.
Lebendig zu erleben ist noch die Oma der Filmemacherin, die in den letzten Aufnahmen bereits stolze 104 Jahre alt ist und das Café geführt hatte. Die Mutter und Hauptperson in dem Film hatte auch eine Schwester. Die beiden sind Vertreter jener Generation, die in den 60ern/70ern des letzten Jahrhunderts anfingen, die weite Welt mit erschwinglichen Flugreisen zu erkunden. Die beiden Schwestern reisten nach Mexiko als musikalisches Duo in Dirndl und mit Hackbrett.
Mexiko ist nicht weit weg von Kalifornien. Da waren die Hippies. Da wurde Hasch geraucht und meditiert und die beiden Bayerinnen angesteckt von diesem Rausch. Später stand Indien auf dem Programm und in München landeten sie beide beim Kommunarden Langhans, der in diesem Film ein weiterer wichtiger Interviewpartner wird nebst Jutta, die damals auch Teil des berühmt-berüchtigten „Harems“ war.
Faszinierend an der Mutter von Janna ist, dass sie offenbar ihre Bodenständigkeit nie verloren hat, dass sie das Café weitergeführt hat – trotz dem seltsamen Gefühl der Jugend in der Gastronomie und wohl bis heute Unverdautes mit sich herumtragend.
Ebenso faszinierend ist, dass auch die Filmemacherin, die am Schluss des Filmes schon die nächste Generation, ihr Baby, zeigen kann, immer noch am Walchensee wohnt. Der amerikanische Hippie-Opa aber lebt in Kalifornien und da führt die erste Flugreise mit Baby denn auch hin. Schöner kann man es nicht haben, sowohl den Walchensee als auch die Welt – wenn auch dieses leichte Reisen momentan in Coronazeiten nicht mehr so gegeben sein dürfte.