Die anderen hängen sehen.
Das ist das Prinzip der Kronzeugenregelung.
Von einem höchst erfolgreichen, brisanten Gebrauch derselben berichtet Marco Bellocchio in seinem dichten, spannenden Film.
Tommaso Buscetta (Pierfrancesco Favino, in jeder Sekunde überzeugend!) nimmt die Kronzeugenregelung nach längeren Gesprächen mit dem Richter Giovanni Falcone (Fausto Russo Alesi) in Anspruch. Der Preis dafür: Straferlass und stattdessen ein neues Leben mit einer neuen Identität in einem fremden Land, in Amerika.
Knast hatte Tommaso, gerne Masino genannt, vorher schon genug gehabt in seinem Leben; seit dem Teenageralter war er Mitglied der ehrenwerten Vereinigung, der Cosa Nostra auf Sizilien. Er kannte nichts anderes.
Bellocchio schildert opulent und molto con Italianà das luxuriöse Leben zu den Glanzzeiten des sizilianischen Verbrechens in den frühen 80ern, wie durch den Drogenhandel das Geschäft immer mehr boomt und damit die Begehrlichkeiten und die Auseinandersetzungen unter den verschiedenen Verbrecherbanden.
Tommaso verschwindet, wie der Boden immer heißer wird für ihn, nach Brasilien, weil seine Frau (Maria Fernanda Candido) von dort stammt. Auch dort feines Villenleben, aber ständig lauert die Gefahr, derweil in Italien von seinem Gegner Toto Riina (Nicola Cali) eine Familienmitglied nach dem anderen umgebracht wird. Verhaftung, Überstellung nach Italien, Verhöre, die schließlich zu teils tumultartigen Gerichtsverhandlungen mit einer halben Mafiabande in Käfigen führt.
Bellocchio hat die Geschichte zu einer flüssigen und temporeichen Filmerzählung im Sinne eines Tatsachenberichtes gebürstet, fast wie die Ballade vom ehrbaren Mafioso, der doch nichts mehr als Frau und Kinder liebt. Der Film gibt damit auch ein Votum ab für das Instrument der Kronzeugenregelung, denn ohne diese wären die hermetischen Strukturen der Mafiaclans nie aufzubrechen gewesen.