Der Islam der Frauen (ARTE, Mittwoch, 1. April, 21.45 Uhr)

Ihr habt auch eine ganze Menge zu tun.

Das ist das Schlusswort in dieser anregenden Dokumentation von Nadja Frenz über islamischen Feminismus, es ist die Meinung einer dieser Aktivistinnen, die sagt, also wenn ich mir diese europäischen Spitzenpolitiker anschaue, dann ist da vielleicht Angela Merkel drunter und vielleicht noch eine einzige andere Frau, alles andere sind Männer, also da habt Ihr doch auch noch eine ganz Menge zu tun. Sie spricht ein wahres Wort aus. 

Vermutlich ist der Feminismus ständiger Kampf, ob bei uns oder im Islam. Demnächst wird eine Dokumentation über feministische Politikerinnen (Die Unbeugsamen, ab 7. Mai im Kino) in Deutschland klar machen, dass die Gleichberechtigung der Frau eher an Terrain verliert. 

Und auch aus dieser Dokumentation ist ersichtlich, dass es in islamischen Ländern schon fortschrittlichere Zeiten gegeben hat, Tunesien unter Bourgiba oder Nasser anfangs in Ägypten wollten modern sein. Es fehlt leider die Türkei, die unter Atatürk einen säkularen Staat entwickelte, viel moderner als heute, wo unter dem Despoten Erdogan wieder ein unterdrückerisches Frauenbild gepflegt wird. 

Nadja Frenz lässt in einem bunten, schnellen Bilderbogen islamische Feministinnen, Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen, Performerinnen, Künstlerinnen, Architektinnen, Modistinnen zu Wort kommen, eine Vertreterin einer NGO. 

Der Tenor ist der, dass das Kopftuch im Islam eindeutig das Symbol für die Unterdrückung der Frau sei, vor allem im aktuellen politischen Islam ist und dass diese Unterdrückung aus dem Koran nicht ablesbar ist. Das versuchen islamische Feministinnen mit wissenschaftlichen Mitteln und genauen Textstudien zu klären, auch dass die Scharia in vielen Dingen mit dem Islam nichts zu tun habe. 

Es gibt auch den Hinweis auf den Satz von der Frau als einer Rippe des Mannes, der allen monotheistischen Religionen gemeinsam sei, der aber genauerer Überprüfung nicht standhält. 

Es ist ein schillerndes Kaleidoskop an Statements von sehr gebildeten, aktiven, reflektierten Frauen, was den Geist des Zuschauers zu dem Thema, was auch bei uns längst nicht erledigt ist, zum Nachdenken anregt. 

In Corona-Zeiten von Home-Office- und Öffentlichkeitsflucht ins Private, kann man ja ruhig auch mal fernschauen, wenn was Anregendes kommt. 

Dass sich auch aus den Schriften des Islam sehr wohl ein Recht auf Selbstbestimmung der Frau ablesen lässt, ist eines der starken Argumente dieses Filmes. 

Eine Ikone für den islamistischen Feminismus sei übrigens just die Frau des Propheten Mohammeds, die eine erfolgreiche, selbstständige Unternehmerin war und sich ihren Mann geangelt hat: Khaddischa. 

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