Mit großer hollywoodscher Studioklarheit, damit die Geschichte auch der Letzte in der hintersten Reihe sie versteht, erzählt Benedict Andrews nach dem Drehbuch von Joe Shrapnel und Anna Waterhouse den Ausschnitt aus dem Leben der Schauspielerin Jean Seberg von ihrer Rückkehr aus Frankreich nach Hollywood 1968 bis zu ihrem frühen Tod 1979 in Paris.
Das Drehbuch ist stark auf Vereinfachung und Deutlichkeit hin gebürstet nach allen Regeln der Drehbuchkunst.
Seberg (würdig verkörpert von Kristen Stewart) ist die leidende Protagonistin, Heldin, die auch nicht fehlerlos ist. Ihr Märtyrertum wird wunderbar symbolisiert mit der Feuertodszene aus „Die heilige Johanna“, ihrem Durchbruchsfilm.
Die zentrale Aufmerksamkeit des Filmes gilt der Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Seberg durch den Geheimdienst. Diese ergibt sich aus ihrem Verhältnis zu Hakim Jamal (Anthony Mackie), einem Führer der Black-Panther-Bewegung. Sie lernt ihn in einer lehrhaft deutlichen Szene im Flugzeug kennen; er will erster Klasse fliegen, wird aber aus rassistischen Gründen in die hinter Klasse verwiesen. Das kriegt die Seberg mit und setzt sich für ihn ein.
Die Sympathie ist da. Diese setzt sich beim Verlassen des Flugzeuges fort. Spontan stellt sich Seberg zu den Blackpanthern, die Jamal abholen, und mit ihnen reckt sie die Faust. Sie sponsert die Black Panthers großzügig und entwickelt ein intimes Verhältnis zu Jamal, obwohl sowohl sie als auch er verheiratet sind.
Die späten 60er sind so zumindest in der Theorie als freizügig eingeführt. Die Überwacher schneiden das ganze Gestöhn aus der verwanzten Wohnung mit.
Der Film erzählt Schritt für Schritt, wie intime Geheimnisse durchgestochen und allmählich das Leben der Seberg ruiniert wird, sie zu noch mehr, eh immer reichlich leicht verfügbarem Hochprozentigem greift, zu Pillen.
Damit der Geheimdienst nicht so böse dasteht, gibt es dort die Figur das Jack Solomon (Jack O‘ Connell), der anfängt, Sympathie für sein Opfer und Mitgefühl zu entwickeln, so dass aus dem Biopic ein Melodram wird.
Knallig ist der Vergleich zu Queen & Slim, der einen deutlich moderneren und emotionaleren, auch künstlerisch spontaneren Zugang zum Rassismusthema in den USA bietet, und trotzdem nicht weniger klar ist. Im Vergleich zu Queen & Slim ist dieser Film von Benedict Andrews ein pathethisch behagliches Melodram zu einem unbehaglichen Thema.