La Verité – Leben und lügen lassen

Ein Japaner in Paris.

Hirokazu Kore-eda hat beeindruckt mit Filmen wie Like Father like Son, Unsere kleine Schwester oder Shoplifters. In all diesen Filmen entwirft und beobachtet er alltägliches japanisches Leben, das so alltäglich nicht ist, so glücklich nicht ist und irgendwie doch. 

Es ist ein unverstellter Blick auf das Leben, das immer mit hoher Glaubwürdigkeit von Hirokazu Kore-eda erfunden und inszeniert wird. 

In Frankreich nun stellt Kore-eda sich die Frage nach der Wahrheit, wie der Titel behauptet. Er stellt sie im Milieu der Filmkunst, es ist also eine doppelte Befragung und nicht lediglich die Schilderung von Familienverhältnissen, es ist auch ein Intimbericht aus dem Milieu der Filmschauspielerei. Auch dies doppelt. Und vielleicht auch die Frage nach dem französischen Kino. 

Die Hauptrolle der Fabienne spielt Catherine Deneuve. Wahr an ihr ist, dass sie ein Star ist, ein veritabler Filmstar. Kore-eda behauptet nun, Fabienne habe eben ihre Memoiren veröffentlicht, wobei sie selber ganz leicht die Auflage von 50′ 000 auf 100′ 000 hochschraubt in ihrem Reden darüber, Wahrheit oder nicht ganze Wahrheit oder schon Lüge? 

Fabiennes Tochter Lumir wird von Juliette Binoche gespielt – das ist eine besondere Kunst, als Schauspielerin eine Frau zu spielen, der das Schauspielen für alle Zeite verdorben worden ist: die Binoche kann das – und schafft so einen reizvollen Gegensatz zur Deneuve. 

Ihr einziger Schauspielerinnenauftritt sei der als Kind im Zauberer von Ooz gewesen. Sonst hat es die Mutter offenbar erfolgreich geschafft, eine heranwachsende Konkurrenz zu verhindern. Das ist so ein Problem von ihr wie die ehemalige Konkurrentin Sarah, von der immer wieder die Rede ist, als ob sie noch lebe. 

Möglich, dass es sogar, das wäre eine wahre Drehbuchgrundlage, um die Schwester Francoise Dorleac von Catherine Deneuve geht, die jung gestorben ist und die manche für die bessere Schauspielerin halten; eine lebenslange Hypothek jedenfalls für Fabienne, auf die sie nicht gern angesprochen werden will. 

Lumir lebt mit ihrem Mann Hank (Ehtan Hawk), einem amerikanischen Schauspieler, in New York und besucht mit ihm und dem gemeinsamen Töchterchen die Mutter, um sich mit ihr über die Lügen in deren Biographie zu unterhalten. 

Gleichzeitig ist die Mutter gerade am Drehen eines Filmes, der lustigerweise „Die Wahrheit“ heißt; hier macht ihr eine deutlich jüngere Konkurrentin zu schaffen; es ist Manon (Manon Clavel). 

Wahrheit oder Lüge? Spielt die Deneuve sich selber? Sie, als Fabienne, behauptet, Manon würde sie imitieren; Original oder Imitat? Wie steht es mit Hirokazu Kore-eda, will er sich am französischen Kino versuchen, Original, Imitat? Was solls, wenn‘ s so gut kommt, ist das wirklich egal. 

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