IP Man 4: The Finale

Ganz ohne Regeln: China first

Eine honkong-chinesische Retourkutsche zum Twitterer im Weißen Haus, der meint, es müsse heißen „America First“. 

Hier ist der Amerikaner eine kraftstrotzende Kampfbestie, der nur den Kampf ohne Regeln will. Damit bringt er jede Kampfkultur wie Tai-Chi, Karate oder Kung-Fu in Bedrängnis. Selbstverständlich wird in diesem Film von Wilson Yip nach dem Buch von Tai-Iee Chan, Hiroshi Fukazawa, Lai-Yin Leung und Edmond Wong die Kultur über die Unkultur siegen. 

Yip erzählt die Geschichte vom Ip Man (Donnie Yen), der in Hongkong eine Kung-Fu-Schule betreibt. Er erhält von Bruce Lee (Danny Chan), der Film spielt Mitte der 60er Jahre, eine Einladung nach San Francisco, wo Lee eine Kung-Fu-Schule betreibt, über welchen Sport er auch ein Buch geschrieben hat. 

Yip erzählt die Geschichte außerordentlich präzise und auf die wesentlichen Details beschränkt; das wirkt einerseits langsam, als ob der Film für Zuschauer aus den 60ern gemacht sei, andererseits wird er dadurch umso reichhaltiger, da alle Zutaten wahrnehmbar werden und ihr Gewicht erhalten. 

Ip Man will erst gar nicht in die USA. Zwei Dinge veranlassen ihn aber doch, die Reise zu machen. Erstens wird bei ihm ein Tumor festgestellt und zweitens möchte er seinen Sohn in die USA auf eine Schule schicken. 

In San Francisco stößt er auf jede Menge Hindernisse, die Yip in seinem Film schön folgerichtig auffädelt – und genau so schön sind die damaligen Autos. Die chinesische Organisation CBA, die die Interessen der Chinesen vertritt, ist nicht begeistert von ihm. Das führt gleich bei der ersten Begegung mit deren Chef Wan Zong Hua (Yue Wu) zu einem aufregenden Kampf auf dem runden Tisch, bei dem das Drehglas in der Mitte einiges aushalten muss, bis es birst. Wan wiederum hat eine attraktive Tochter, Yonah (Vanda Margraf), die lieber bei den Cheer Leaders mitmacht als Kung-Fu zu üben. 

Weiter spielen mit: die amerikanische Armee mit einer Skepsis den asiatischen Kampfsportarten gegenüber sowie ein eingefleischter Rassismus gegen die Chinesen von weißen Amerikanern und Marines. 

Das ist die Ausgangsposition für immer neue Auseinandersetzungen, die mit viel Kampfgeist und wenig zimperlich geführt werden, ist schließlich ein Kampfsportfilm, teils sogar erdbebenbewegt, der oft die Grenzen der Kampfregeln blutig überschreitet und manchen Gegner verletzt auf dem Boden liegen lässt. In anderen Momenten wirkt er so elegant und faszinierend, als sei er Teil eines Musicals. Heute kaum mehr vorstellbar: im Interkontinentalflugzeug darf noch geraucht werden. 

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