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Die Drei von der Wassertankreinigung

Das ist das fidele Entrée in diesen Film von Daniela König, der in Jordanien spielt: Khawla, Aysha und Reha (Khawla Al Sherk, Aysah Al Amayra, Reha Hamzh) sind im PKW unterwegs als die ersten Klempnerinnen Jordaniens; die Stimmung ist gut, man kracht sich, allerdings nicht bösartig, dass die eine doch raucht, obwohl sie das im Auto nicht darf. 

Als Team begutachten sie den Wassertank eines Wohnhauses. Der steht auf dem Dach und zeigt Verunreinigungen. Kein Problem für die selbständigen Frauen. Sie sind Mitglieder eine NGO, die Frauen zu Klempnerinnen ausbildet, denn in Jordanien ist nicht nur Wasserknappheit ein Problem – auch wegen der maroden Leitungen, ein Motiv, das die Kamera gerne spielerisch aufnimmt – sondern auch der Islam (bis auf Khawla sind die Frauen Kopftuchträgerinnen) und wenn eine Hausfrau zu Hause ist ohne Mann, so darf sie keinen männlichen Klempner empfangen, und nicht nur westlicher Phantasie scheint es nicht an Ideen zu mangeln, was da alles passieren könnte. 

Daniela König entwickelt in ihrem Film, der in enthusiasmierender Guerilla-Manier im Stil einer schnellen, leichten Reportage gedreht scheint und der sich nicht allzuviel Zeit für das Organisieren von Drehgenehmigungen genommen haben dürfte, was dem Film etwas erfrischend Unfertiges verleiht, sie entwickelt also eine kleine Handlung, die immer wieder von Fahrten durch Jordanien, auch mit einem Ausflug nach Aquaba am Roten Meere, unterbrochen wird. 

Khawla träumt von der eigenen Existenz mit einer Schule zur Ausbildung von Klempnerinnen. Aysha, die verwitwet ist und auch noch Adoptivkinder aufzieht, will in Salt die erste selbständige Klempnerin werden; wie stolz sie ihren Arbeitsmantel mit dem aufgestickten Logo präsentiert und dabei einen verschmitzten Blick in die Kamera wirft, das ist einmalig. 

Derweil hat die NGO Probleme. Khawla steigt als Präsidentin aus, wegen ihrem Projekt. Sie bestimmt kurzerhand Aysha zu ihrer Nachfolgerin. So ganz demokratisch ist das nicht. Und dann gibt’s da noch eine Klage vor Gericht, wegen 5000 Dinar, die die NGO dem Mann von Khawla für die Vermietung von Gerätschaften bezahlt hat. 

Immer wieder lässt König zwei der Frauen sich unterhalten, sei es auf einem sonnenbeschienen Hügel mit Blick auf die Stadt oder in den vielen Sitzmöbeln in den orientalischen eignerichteten Wohnungen, gerne auch Wasserpfeife schmauchend; es geht um die Liebe, das Leben, die Selbständigkeit, Feminismus in Arabien. 

Es ist eine Wohltat, einmal aus dem Nahen Osten einen Film zu sehen – und wie oft ist in den letzten Jahren überhaupt bei uns ein Film aus Jordanien ins Kino gekommen? – in dem weder die erstarrten Macho-Strukturen Saudi Arabiens, noch das Elend der Palästinenser in Gaza, die Apartheid in Isarel, das Flüchtlingsproblem im Libanon oder der Mord am eigenen Volk in Syrien das Thema sind. 

Als wunderbare Symbolfigur für die Männer lässt König immer wieder den Fahrer eines Wassertanklastwagens aufscheinen, hier tropft es ständig und ständig ist etwas kaputt. Das wird mit stoischer Schicksalsergebenheit quittiert. 

Gering ist der Wasserdruck im Tank, groß ist das Erzählneed auf der Leinwand. 

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