Vergesst uns nicht!
Dieser sympathische Agit(aber nicht:Prop)-Film von Eila Suleiman wirkt wie ein politisches Statement im Sinne eines Aufklebers, den der Regisseur und Autor in Paris oder New York auf den Louvre oder an den Central Park anpeppt, indem er sich vor solche Sehenswürdigkeiten oder in sie hinein vor die Kamera stellt mit seinem Touristen-Strohhut und in gänzlich non-aggressiver Art zu verstehen gibt: es gibt uns noch, die Palästinenser, jene mit den verkürzten Bürgerrechten in Israel und jene ohne eigenen Staat in den Palästinensergebieten.
Mit dieser Pose und dem traurig-fassungslosen Blick stellt sich Suleiman auch bewusst außerhalb der nicht enden wollenden Spirale aus Hass von Schlag und Gegenschlag der Gewalt in Nahost. Ich bin doch auch nur ein Reisender, der gerne Selfies an berühmten Orten macht.
Und im Übrigen gibt es überall auf der Welt ähnliche nicht weiter nachvollziehbare Absurditäten, ob mein Nachbar in Palästina die Zitronen von meinem Baum klaut und, wie ich ihn erwische, zu mir auf dem Balkon hinaufruft, er wollte eigentlich fragen und habe geklopft, aber niemand habe geantwortet, oder ob es um die absurde Engelaktion im Central Park von New York geht, bei der die Polizei selber nicht mehr recht weiß, wo ihr die Beine, geschweige denn der Kopf steht.
Oder der Taxifahrer in New York, der fast ausflippt, einen lebendigen Palästinenser im Fonds zu haben und sofort seine Frau darüber informiert.
Die Zollkontrolle verblüfft und übertölpelt der Filmemacher mit einem magischen Zaubertrick des Detektorgerätes. Oder die Geschichte, die ein Nachbar erzählt, die vom Adler, der Schlange und dem platten Pneu und wie der Pneu wieder mit Luft gefüllt wurde: solche Mirakel bräuchte es politisch in Nahost. Geschichten, die niemandem weh tun, die aber einen visionären – oder deprimierenden? – Gehalt haben. Nur ja kein Futter für die Mechanik der Gewalt in Nahost.
Ihr Politiker, bildet’s Euch nichts ein, wir Künstler können absurder. Aber wir behaupten wenigstens nicht, dass wir Politik machen.
Dass es sich bei dem Film um friedliche Agitation handelt, belegt die Widmung „Für Palästina“; mit der Überhöhung der Realität in – gerne auch parallel – stilisierte Absurdität gibt Suleiman zu verstehen, dass Künstler mehr können als die bescheuerten Realpolitiker mit ihrem bescheuerten Aufrechnungs- und Antifriedensmodus, den sie in Nahost schon seit Jahrzehnten zelebrieren – mit bekannt beschissenem Ergebnis.