Auf dem Sri Lanka Konsulat in Neapel ein Formular ausfüllen,
das ist eine von vielen alltäglichen Vorgängen, die der Dokumentarist Dirk Manthey filmisch festhält. Seine Arbeitsprämisse stellt er seinem Bilderbogen voran:
„Im Zeitalter der Globalisierung, in dem die Weltgemeinschaft zusammenrückt, finden wir Gruppierungen, die abgeschnitten von dem Rest der Gesellschaft, an außergewöhnlichen Orten leben. Um ihre Bewohner kennenzulernen, muss man Hindernisse überwinden. Man muss Meere überqueren, Ängst und Vorurteile überwinden, Kontrollstationen passieren, kulturelle Barrieren durchdringen – oder einfach nur die Augen öffnen.“
Das hat Dirk Manthey getan. Er ist nach Ny Alesund in Spitzbergen (arktische Forschungsstation) gefahren, nach Fontilles in Spanien (Leprastation), nach Grimsey Island am Polarkreis (Fischer), nach Neapel in Italien (Sri Lankische Diaspora). Gemäß seinem Motto hat er sich für die einfachere Variante des Dokumentierens entschieden: „einfach die Augen öffnen“.
Und was haben seine Augen gesehen? Lauter global austauschbare alltägliche Situationen wie Einkaufen im Laden, Schulunterricht, Kochen zuhause, Bingo-Spiel, eine religiöse Prozession, Forschungsarbeiten im ewigen Eis, Fischer bei der Arbeit, alte Männer, Omas und Uromas, die sich unterhalten, zwei junge Männer bei der Autoreparatur, die von Mädchen träumen, eine Frau, die einen Frisiersalon aufmachen will, Menschen beim Skypen, Kids, die Fußball oder Korbball spielen, er hat Häuser, Gärten und Landschaften fotografiert, den Verkehr von Neapel, das Nordlicht, ein Schild, das vorm Polarbär warnt, Menschen, die einen Pass oder einen Führerschein verlängern wollen oder die Fähre zum Festland nicht verpassen.
Es scheint fast so, als hätten seine Augen nur das gesehen, was sie vom drögen, globalisierungskonditionierten Leben in Deutschland schon kannten. Just die Eigenschaft, die zu finden er vorgibt. Der Film berichtet uns als von einer Erkenntnis-Täuschung, die zu beweisen wollen scheint, dass die Welt durch die Globalisierung inzwischen bis in die entferntesten Ecken austauschbar sei.
Just die spezielle Eigenschaft von „Gruppierungen, die abgeschnitten von dem Rest der Gesellschaft in außergewöhnichen Orten leben“, findet er nicht. Insofern dürfte das Dokziel nicht erreicht sein und die Frage stellt sich, was es braucht, damit ein öffentlich geförderter Dokumentarfilm auch öffentliche Verbindlichkeit erlangt (und nicht einer Selbsttäuschung unterliegt). Diese Frage kann hier nicht beantwortet werden und ebenso wenig die, warum der Film trotzdem öffentlich gefördert wurde.
Gegen diese Selbttäuschung des Filmes helfen die paar InfoTexte wenig, denn sie scheinen wie aus der Luft gegriffen, werden aber vom Bildmaterial in keinster Weise belegt, allenfalls ansatzweise in ein paar inszenierten Gesprächen.
Möglicherweise ist das ein weiteres Beispiel für einen Film, der mit einem ambitionierten Exposé überzeugen konnte, das sich allerdings in keiner Weise im Film niedergeschlagen hat, höchstens auf dem Reisekostenkonto. Leichtsinnig haben sich überzeugen lassen: die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Hessenfilm und Medien, Nordmedia.