Süß-sauer.
Also ob das ganz große Hollywood sich ein letztes Mal aufbäumte und sich seines Geheimrezeptes erinnerte: der Preis des Stars, der Preis des Startums, der Preis des Kinderstartums, der Preis, den Judy Garland bezahlt hat.
Das macht der Film von Rupert Goold nach dem Theaterstück „End of the Rainbow“ von Peter Quilter (Drehbuch: Tom Edge) gleich in seiner ersten Szene klar. Es ist bei den Drehbarbeiten zum berühmten Film „Der Zauberer von Oz“; das kleine Mädchen, das Dorothy spielt und mit Schlaf- und Essensentzug gefoltert wird, hat eine Krise.
Der Produzent nimmt es beiseite, spaziert mit ihr durch die Kulisse und erläutert ihr, dass sie für die Träume von Millionen stehe. Aber diese Millionen fristen ein dröges Leben als Frisösen oder Verkäuferinnen. Der Film macht klar, was der Preis für das Startum ist: Judy wird brutal ihrer Kindheit beraubt.
Die katastrophalen Folgen zeigt der Film in seinem Hauptteil, der von einigen Rückblenden unterbrochen wird, in London. Die Jahre vor dem Tod von Judy Garland.
Hier ist die Rolle mit Renée Zellweger besetzt. Das grenzt jetzt allerdings an blanken Zynismus. Dieses von vermutlich linkshändigen Gesichtchirurgen brutal verformte Gesicht: das ist der Preis, den offenbar ein Hollywoodstar heute für sein Startum bezahlt: einen schlimmeren Beweis für die Unterdrückung der Frau unter die Forderung männlicher Schönheitsideale dürfte es aus Hollywood kaum geben. Warum formt sich dagegen keine Me-Too-Bewegung resp. Me-Not-Bewegung?
Wobei Renée Zellweger nach wie vor eine faszinierende Schauspielerin ist, die die Kaputtheit, auch durch Alkohol und Überforderung mit der Mutterrolle, eine Ruine von Star, erschreckend glaubwürdig zeichnet, und die dann doch in entscheidenden Momenten Auftritte zum Niederknien hinlegt.
Nach London hat sie ein Manager gelotst, weil sie dort noch kein verbrannter Name sei und Fans habe. Wobei der Film auf eine alte Hollywoodqualität zurückgreift, nämlich einer überaus großen Klarheit der Erzählung und der Figurzeichnung, die sich am Beispiel der beiden Fans aus London ergreifend manifestiert; das gilt aber auch für alle anderen Personen um sie herum, vom Konzertmeister bis zur Betreuerin. Doppelt tragisch doppeltes Rührstück- das kann Hollywood immer noch makellos. Der Preis, den die Stars bezahlen, ist doch egal, so lange die Kasse klingelt.