Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers

Materialermüdung

Dieser Film von J. J. Abrams nach dem Drehbuch von Chris Terrio, J.J. Abrams, nach Originalcharakteren von George Lucas nach der Story von Colin Trevorrow und Derek Connolly ist nun schon der neunte aus dem Steinbruch des Star Wars Universums. Und wie bei stabilen Werkstoffen nach einiger Zeit von Materialermüdung gesprochen werden kann, so fällt mir der Begriff für dieses Neuprodukt aus diesem in die Jahre gekommenen Universum ein. 

Es sind nach wie vor mächtige Bilder, die in in hochfrequentigen Schnitten und mit explosiver Dynamik über die Leinwand donnern, von Wüste über Dschungel, Meeres- und Weltraumwelten, Abgründe und Treibsand, Windkanal und Magnetkräfte und immer wieder, das ist das Originelle, Schrottmobile von Weltraumfahrzeugen, die von den Helden des Filmes wie von Heimwerkern repariert und in Gang gesetzt werden, obwohl der Zahn der Zeit sichtlich an ihnen genagt hat. 

Diesmal muss die Truppe aus Rey (Daisy Ridley), dem zotteligen Chewbacca (Joanna Suotamo), Poe Damen (Oscar Isaac), Finn (John Bodega) und zwei KI-Figuren herum die Welt, das Universum gegen die dunkle Herrschaft retten, ein Unternehmen, was für die Schultern dieser jungen Frau doch etwas schwer wiegt. Aber sie hat auch Kräfte, die ein wegfliegendes Raumfahrzeug mit bloßer, ausgestreckter Hand in einen Retoursog hineinziehen kann. 

Wer nicht bewandert ist im Star Wars Universum, bleibt außen vor. Da ich andererseits einige der Filme aus dieser Reihe gesehen habe, so drückt sich mir dieser Eindruck einer Ikonographieermüdung auf, der auch für die Musik gilt, die irgendwann vor lauter Dramatisierung nicht mehr weiß, wo und wie sie noch auf die Tube drücken soll. 

Ein Problem für mich ist die gänzliche Humorfreiheit dieses Unternehmens und das zweite, dass die Figuren nicht so präsentiert werden, dass sie Empathie einfordern würden, auch wenn es intendierte Rührmoment mit der Erscheinung von Vater und Mutter (wie auf religiösen Bildern aus den Schlafzimmern unserer Großeltern) gibt. 

Kylo Ren (Adam Driver) erinnert mich an Gemälde humanistischer holländischer Philosophen. 

Ein weiterer Hinweis auf den Todernst sind die oft extra tiefen Männerstimmen, die noch mit gedehnten Vokalen sich um Bedeutung ihrer Texte bemühen, sie erinnern an die Feierlichkeit religiöser Hochämter. 

Viel im Film ist reines Actionkino, in dem doch öfter der Satz fällt „we‘ ve got to go“ oder dass die Zeit knapp sei. 

So ist vielleicht für den Normalbürger das Faszinierende: dieser ewige Kampf, wie er hier überhöht und heldisch vorgespielt wird, den er viel mühsamer in seinem Alltagsleben auch erlebt. Es geht immer um Befreiung von Herrschaft. Immer ist der Mensch in Herrschaftskoordinaten eingezwängt.

Eine weitere, häufige Moral solcher Filme: don’t be afraid of who you are, also: sei du selber, beweise, dass du ein Jedi-Ritter bist, zücke dein Lichtschwert. Oder: sich der Angst stellen, das ist eine Eigenschaft der Jedis, das mümmelt der Oheim-Greis. 

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