Einsam zweisam – Deux moi

Zwei

Menschen aus Millionen hat Cédric Klapisch (Der Wein und der Wind, Mein Stück vom Kuchen), der mit Santiago Amigorena auch das Drehbuch geschrieben hat, aus dem Pariser Menschentiegel herausgepickt; in das Leben der beiden gibt er einen Einblick in einer gewissen französisch-systematisch geometrischen Beobachtung und Beschreibung. 

Klapisch macht es so gut, dass man sich vorstellen kann, dass es die beiden wirklich gibt oder gegeben hat. Es sind dies Rémy Pelletier (Francois Civil) und Mélanie Brunet (Ana Girardot). Sie wohnen, schöne Parallelität, direkt nebeneinander, allerdings in verschiedenen Häusern und leicht versetzt in der Höhe. Sie gucken gerne zum Fenster hinaus, sehen vor sich die Züge vorbeifahren und weiter hinten einen Hügel, vielleicht Montmartre, das berühmte Paris in Sichtweite, aber irgendwie auch fern. 

Die zwei haben ähnliche Wege zur Arbeit. Sie müssen zuerst über die Eisenbahnbrücke gehen. Sie begegnen sich unbekannterweise ab und an. Sie gehen beim selben Händler einkaufen, bei der „Épicerie Sabbah Internationale“ und lassen sich vom gleichen Händler die teuerst möglichen Artikel aufschwatzen. 

Beide haben Probleme am Arbeitsplatz. Der von Lagerist Rémy wird wegrationalisiert. Mélanie hat Angst vor der Präsentation ihrer Laborforschungsergebnisse mit ganz neuen Erkenntnissen zur Tumorbehandlung (Tumor nicht als Aggressor betrachten!) vor einem wichtigen Gremium. 

Beide haben Beziehungen hinter sich. Beide versuchen sich bei Tinder und andern Anbandelportalen. Bei beiden stellt sich das Thema, die Familie in der Provinz besuchen an Weihnachen oder nicht? Beide führen ein typisches Single-Großstadtleben und sind in der Zwickmühle zwischen den Freiheiten des Single-Daseins und den Bandagen einer Beziehung. 

Beide schlafen schlecht, kaufen Schlafmittel und landen beim Psychiater. 

Klapisch schildert diese Leben so glaubwürdig, dass zumindest jeder Großstadtmensch dies und das Verhalten bei Bekannten – oder sich selber – erkennen kann. Spiegelfunktion des Kinos. 

Der Begriff „Cope“ steht für einen Gesellschafts-Paar-Tanz. Ein süßes, weißes Katerchen, ganz jung noch, hat seinen Auftritt, selbstverständlich mit Bezug zum Thema Beziehungsgemenge, resp. Nicht-Gemenge. 

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